Heilen mit Tiergiften

Zusammenfassung Tiergifte sind im Tierreich weit verbreitet und werden entweder aktiv oder passiv zum Beutefang, zur Verteidigung gegen Angreifer oder zur Konkurrenzvermeidung eingesetzt. Sie gehören zu den komplexesten chemischen Gemischen im Tierreich. Die darin enthaltenen Toxine sind extrem viel...

Ausführliche Beschreibung

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Chemie in unserer Zeit 2022-04, Vol.56 (2), p.86-91
Hauptverfasser: Lüddecke, Tim, Vilcinskas, Andreas
Format: Artikel
Sprache:eng
Schlagworte:
Online-Zugang:Volltext
Tags: Tag hinzufügen
Keine Tags, Fügen Sie den ersten Tag hinzu!
Beschreibung
Zusammenfassung:Zusammenfassung Tiergifte sind im Tierreich weit verbreitet und werden entweder aktiv oder passiv zum Beutefang, zur Verteidigung gegen Angreifer oder zur Konkurrenzvermeidung eingesetzt. Sie gehören zu den komplexesten chemischen Gemischen im Tierreich. Die darin enthaltenen Toxine sind extrem vielfältig und repräsentieren deshalb eine Schatztruhe für die Naturstoffforschung. Man schätzt, dass in den ca. 200.000 giftigen Tierarten bis 20 Millionen Wirkstoffe vorkommen, von denen etwa 16.000 untersucht wurden. Aus diesen resultierten bislang 18 Medikamente, die auf dem Markt sind. Der kombinierte Einsatz von modernen Omics‐Methoden (Transkriptomik, Genomik und Proteomik) und neuartigen bioinformatischen Werkzeugen im neuen Forschungsgebiet „Animal Venomics“ ermöglicht die effiziente Erschließung von Tiergiften als Bioressource für neue Wirkstoffe für Anwendungen in der Medizin oder im Pflanzenschutz. Dabei stehen nicht mehr nur tropische Giftschlagen, Skorpione oder Spinnen im Fokus, sondern zunehmend auch einheimische Tiere wie die Wespenspinne, der Feuersalamander oder die Kreuzotter. Summary Toxins are widespread throughout the animal kingdom and rank among the chemically most complex system found in animals. Their molecules are defined by powerful bioactivities and paired with high selectivity and specificity which renders them as prime drug leads. In the past, a variety of blockbuster drugs, such as captopril, have been designed upon animal toxin templates. A series of novel molecules is currently under closer investigation regarding treatment capacities against cancer, epilepsy, stroke and other diseases. Research focused previously on dangerous species from the tropics but recently the native fauna has been likewise in the spotlight of the research community and it is likely that from these neglected species more bioressources will be derived in the future. Gifttiere wie Schlangen, Spinnen oder Skorpione entwickelten im Zuge ihrer Evolutionsgeschichte ausgeklügelte Giftsysteme. Diese enthalten oft eine gewaltige Anzahl hochgradig wirksamer Biomoleküle und werden zum Beutefang, zur Verteidigung oder zur Konkurrenzvermeidung eingesetzt. Solche Gifttiere lösen in vielen Menschen Ängste aus, schließlich sind einige von ihnen in der Lage, uns mit ihren Toxinen zu vergiften. Gleichzeitig stellen sie jedoch auch eine Schatztruhe an vielversprechenden Biomolekülen dar, die in der Medizin Verwendung finden könnten.
ISSN:0009-2851
1521-3781
DOI:10.1002/ciuz.202100005