Ein weiterer “unerhörter” Wieland‐Mechanismus bestätigt: Wasserstoffbildung aus Wasserstoffperoxid, Formaldehyd und Natriumhydroxid
1923 berichteten Wieland und Wingler, dass an der Wasserstoff‐produzierenden Reaktion von Wasserstoffperoxid mit Formaldehyd in basischer Lösung keine freien Wasserstoffatome (H.) beteiligt sind. Sie postulierten als Zwischenstufe Bis(hydroxymethyl)peroxid (HOCH2OOCH2OH), das anschließend in H2 und...
Gespeichert in:
Veröffentlicht in: | Angewandte Chemie 2018-07, Vol.130 (29), p.9284-9288 |
---|---|
Hauptverfasser: | , , , |
Format: | Artikel |
Sprache: | eng |
Schlagworte: | |
Online-Zugang: | Volltext |
Tags: |
Tag hinzufügen
Keine Tags, Fügen Sie den ersten Tag hinzu!
|
Zusammenfassung: | 1923 berichteten Wieland und Wingler, dass an der Wasserstoff‐produzierenden Reaktion von Wasserstoffperoxid mit Formaldehyd in basischer Lösung keine freien Wasserstoffatome (H.) beteiligt sind. Sie postulierten als Zwischenstufe Bis(hydroxymethyl)peroxid (HOCH2OOCH2OH), das anschließend in H2 und Formiat zerfällt und schlugen einen Mechanismus vor, der heutzutage als “konzertierter Prozess” betrachtet würde. Seit dieser Zeit wurden verschiedene andere (widersprüchliche) “Mechanismen” vorgeschlagen. NMR‐ und Raman‐spektroskopische sowie kinetische Untersuchungen, speziell die Bestimmung des Deuterium‐kinetischen Isotopeneffekts (DKIE), belegen nun, dass in dieser basenabhängigen Reaktion beide H‐Atome im H2 von der CH2‐Gruppe des Formaldehyds stammen und nicht von den OH‐Gruppen von HOCH2OOCH2OH oder Wasser. Quantenchemische CBS‐QB3‐ und W1BD‐Rechnungen bestätigen, dass die H2‐Freisetzung über einen konzertierten Prozess verläuft, der durch doppelte Deprotonierung von HOCH2OOCH2OH stark beschleunigt wird. Ein Weg über freie Radikale kann ausgeschlossen werden.
Hut ab vor Wieland! Heinrich Wielands 1923 getroffene Vorhersage eines „konzertierten” Mechanismus für die Freisetzung von molekularem Wasserstoff bei der Reaktion von H2O2 mit Formaldehyd in basischer Lösung über Bis(hydroxymethyl)peroxid wird bestätigt. Kinetische Messungen, spektroskopische Untersuchungen und quantenchemische Rechnungen belegen, dass beide H2‐Wasserstoffatome von der CH2‐Gruppe des Formaldehyds stammen. Freie Radikale sind nicht involviert. |
---|---|
ISSN: | 0044-8249 1521-3757 |
DOI: | 10.1002/ange.201800636 |