Monoklonale Antikörper: Chemie, Funktion und Anwendungsmöglichkeiten

Im Dezember vergangenen Jahres wurde der Nobel‐Preis für Medizin oder Physiologie an die Naturforscher N. K. Jerne, C. Milstein und G. Köhler verliehen. Diese drei Immunologen haben grundlegend zum Verständnis der Antikörpersynthese durch die einzelne Immunzelle beigetragen. Die in den sechziger Jah...

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Angewandte Chemie 1985, Vol.97 (3), p.141-163
Hauptverfasser: Seiler, Friedrich Robert, Gronski, Peter, Kurrle, Ronald, Lüben, Gerhard, Harthus, Hans‐Peter, Ax, Wolfgang, Bosslet, Klaus, Schwick, Hans‐Gerhard
Format: Artikel
Sprache:eng
Online-Zugang:Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Im Dezember vergangenen Jahres wurde der Nobel‐Preis für Medizin oder Physiologie an die Naturforscher N. K. Jerne, C. Milstein und G. Köhler verliehen. Diese drei Immunologen haben grundlegend zum Verständnis der Antikörpersynthese durch die einzelne Immunzelle beigetragen. Die in den sechziger Jahren aufgestellte Regel, aus einer Immunzelle geht nur ein Antikörpertyp hervor, wurde von ihnen allgemein bestätigt und gilt heute als Dogma. Jerne erarbeitete wesentliche Erkenntnisse über die Antikörpervielfalt, und mit seinem Jerne‐Plaque‐Test (1963) wurde die Darstellung und Analyse einer einzelnen, antikörperproduzierenden Immunzelle in vitro ermöglicht. Damit hatte das Studium der Immunzellinteraktion und der Kooperation von Lymphozytensubpopulationen, die zur Antikörperbildung führt, entscheidende Impulse und wichtige methodische Voraussetzungen erhalten. Köhler und Milstein gelang es 1975, die Antikörperproduktion einer schon immunologisch spezifisch geprägten, sterblichen Immunzelle durch Zellverschmelzung (Hybridisierung) mit einer unsterblichen, krebsartigen Immunzelle (Myelomzelle) auf Dauer zu stabilisieren, d.h. zu immortalisieren. Die Hybridzelle und der daraus gezüchtete Hybridzellklon erzeugen praktisch unbegrenzt und unabhängig von einem animalen Organismus in Zellkultur einen homogenen Antikörper mit der jeweils gewünschten, konstanten Bindungsspezifität, einen monoklonalen Antikörper. Dieser wissenschaftliche Durchbruch war der Anfang einer neuen und enorm stimulierenden, biotechnologischen Entwicklung, die sich mit rasantem Tempo in Laboratorien verschiedener Fachrichtungen ausbreitete und die es heute ermöglicht, naturwissenschaftliche, technische und medizinische Probleme aufzugreifen und teilweise schon zu lösen, die bisher nicht hätten analysiert werden können. Die Immun‐ und Zelldiagnostik sowie die Lokalisation und Therapie von Tumoren sind nur einige Anwendungsbereiche monoklonaler Antikörper. Ihre Produktion gelingt durch Verschmelzen (Hybridisierung) einer sterblichen Immunzelle, die schon immunologisch geprägt ist, mit einer unsterblichen krebsartigen Immunzelle (Myelomzelle). Die Hybridzelle und der daraus gezüchtete Hybridzellklon erzeugen praktisch unbegrenzt einen monoklonalen Antikörper mit der jeweils gewünschten Bindungsspezifität.
ISSN:0044-8249
1521-3757
DOI:10.1002/ange.19850970304