Interaktion kognitiver und emotionaler Prozesse bei Patienten mit Temporallappenepilepsie
Bei der Verarbeitung negativ emotionaler Inhalte spielt die Amygdala eine entscheidende Rolle. Bei Gesunden werden neutrale Wörter, die vor (E-1) oder nach (E+1) negativ emotionalen Wörtern (EW) gezeigt werden, schlechter erinnert. EW werden besser erinnert. Da bei Patienten mit Temporallappenepilep...
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Format: | Tagungsbericht |
Sprache: | ger |
Online-Zugang: | Volltext |
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Zusammenfassung: | Bei der Verarbeitung negativ emotionaler Inhalte spielt die Amygdala eine entscheidende Rolle. Bei Gesunden werden neutrale Wörter, die vor (E-1) oder nach (E+1) negativ emotionalen Wörtern (EW) gezeigt werden, schlechter erinnert. EW werden besser erinnert. Da bei Patienten mit Temporallappenepilepsie (TE) die Amygdala strukturell und funktionell geschädigt ist, soll untersucht werden, wie sich diese Effekte bei TE darstellen.
Wir untersuchten 30 Patienten mit TE und 21 gesunde Probanden mit einem Arbeitsgedächtnis Paradigma, das neutrale und EW enthielt. Ein emotional neutrales Wort erschien in einer anderen Schriftart (Kontrollwort, KW). Die Patienten/Probanden wurden aufgefordert, eine Liste mit 16 Wörtern zu lernen. Nach einer Ablenkungsaufgabe wurden die Wörter abgefragt. Insgesamt wurden 10 Listen präsentiert.
Von den Probanden wurden insgesamt 76% der Wörter richtig erinnert, von den Patienten 71%. Wir fanden, dass bei den Gesunden das EW 1,15 fach besser erinnert wurde als die übrigen Worte, während E-1 0,87 fach und E+1 0,85 fach und somit schlechter erinnert wurde. Das KW wurde nicht signifikant anders erinnert, ebenso wie die Wörter vor und nach diesem. Bei den Patienten wurde das EW, E-1 und E+1 nicht signifikant anders erinnert als die übrigen Wörter. Das KW wurde ebenfalls nicht signifikant anders erinnert, wie ebenfalls die vor- und nachgehenden Wörter. Allerdings war die Streuung innerhalb der Patientengruppe sehr groß. Patienten ohne Hippokampussklerose (HS) erinnerten das EW signifikant häufiger, während Patienten mit HS kein Wort anders erinnerten. In der Gruppe der Patienten mit mehr Ausbildungsjahren (AJ) wurde das KW signifikant häufiger erinnert, während sich dieser Effekt in der Gruppe mit weniger AJ nicht fand.
Unsere Ergebnisse lassen auf unterschiedliche Lernstrategien zwischen Gesunden und Patienten mit TE schließen. Während es bei Gesunden zu einer Interaktion zwischen emotionalen Inhalten und den davor und danach gelernten Inhalten kommt, ist dieser Effekt bei Patienten aufgehoben. Das KW wurde bei Patienten mit mehr AJ besser erinnert. Offensichtlich scheinen andere Kriterien, die nicht von dem limbischen System betroffen sind, als alternative Lernstrategie herangezogen zu werden. Unsere Ergebnisse können für kognitive und neuropsychologische Reha- Maßnahmen bei temporaler Schädigung relevant sein und sollten entsprechend berücksichtigt werden. |
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ISSN: | 0302-4350 1438-9428 |
DOI: | 10.1055/s-2007-987572 |