Latente tuberkulöse Infektion: Empfehlungen zur präventiven Therapie bei Erwachsenen in Deutschland
Zusammenfassung Die immunologischen Vorgänge der latenten tuberkulösen Infektion sind komplex und bis heute nicht vollkommen verstanden. Das lebenslange Risiko eines mit MYCOBACTERIUM TUBERCULOSIS Infizierten, an einer behandlungsbedürftigen Tuberkulose zu erkranken, liegt für einen immunkompetenten...
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Veröffentlicht in: | Pneumologie (Stuttgart, Germany) Germany), 2004, Vol.58 (4), p.255-270 |
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Format: | Artikel |
Sprache: | ger |
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Die immunologischen Vorgänge der latenten tuberkulösen Infektion sind komplex und bis heute nicht vollkommen verstanden. Das lebenslange Risiko eines mit MYCOBACTERIUM TUBERCULOSIS Infizierten, an einer behandlungsbedürftigen Tuberkulose zu erkranken, liegt für einen immunkompetenten Menschen bei etwa 5 - 10 %, es ist in den ersten beiden Jahren nach Infektion am höchsten. Verschiedene Faktoren, wie beispielsweise immunsuppressive Erkrankungen oder eine entsprechende Medikation, können das Erkrankungsrisiko erheblich steigern. Um die Entwicklung einer behandlungsbedürftigen Tuberkulose zu verhindern, besteht die Möglichkeit einer präventiven medikamentösen Therapie, das Vorgehen der Wahl ist die 9-monatige Einnahme von Isoniazid. In besonderen Fällen können auch alternative Therapieregime indiziert sein, deren Wirksamkeit jedoch bislang nicht abschließend beurteilt werden kann und deren Verträglichkeit der Isoniazid-Monotherapie wahrscheinlich unterlegen ist. Zur Erkennung einer latenten Infektion mit M. TUBERCULOSIS stellt zur Zeit immer noch der Tuberkulin-Hauttest das einzige belegte und in der Routine einsetzbare Verfahren dar. Er sollte heute ausschließlich nach der von Mendel und Mantoux beschriebenen Methode durchgeführt werden. Sensitivität und Spezifität sind abhängig von der Tuberkulose-Infektionsprävalenz, daher sollte er gezielt nur bei Personen angewendet werden, die ein erhöhtes Risiko einer latenten tuberkulösen Infektion haben. Die Interpretation des Tuberkulin-Hauttestes erfolgt unter Berücksichtigung der Zugehörigkeit zu definierten Risikogruppen bzw. entsprechend einer Gefährdungseinschätzung. Zu den Risikogruppen gehören Personen, bei denen die Möglichkeit einer kürzlichen Infektion mit M. TUBERCULOSIS gegeben ist (Kontaktpersonen zu ansteckungsfähigen Tuberkulosepatienten), oder bei denen Faktoren vorliegen, die mit einem erhöhten Risiko einhergehen, eine behandlungsbedürftige Tuberkulose zu entwickeln. Die Indikation zur Chemotherapie der latenten tuberkulösen Infektion ist individuell unter sorgfältiger Nutzen-Risikoabwägung zu stellen und setzt, neben der Patientenmitarbeit, eine intensive Aufklärung des Patienten sowie eine sorgfältige Kontrolle unter Therapie voraus. Vor Therapiebeginn ist eine behandlungsbedürftige Tuberkulose in jedem Fall mit geeigneten Methoden auszuschließen. |
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ISSN: | 0934-8387 1438-8790 |
DOI: | 10.1055/s-2003-812534 |