COVID-19-Pandemie: Sind harte Lockdowns unwirksam?: Warum die Studie von Bendavid et al. dafür kein Beweis ist

Zusammenfassung Hintergrund Während der Corona-Pandemie führten viele Länder Einschränkungen des täglichen Lebens ein, um die Ausbreitung von SARS-CoV-2 ( severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2 ) einzuschränken. Diese Maßnahmen waren je nach Region und Ausmaß des Infektionsgeschehens u...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Zeitschrift für Allgemeinmedizin 2021, Vol.97 (3), p.103-107
Hauptverfasser: Glechner, Anna, Stratil, Jan M., Bombana, Manuela, Griebler, Ursula, Zeeb, Hajo, Gartlehner, Gerald
Format: Artikel
Sprache:ger
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Online-Zugang:Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Zusammenfassung Hintergrund Während der Corona-Pandemie führten viele Länder Einschränkungen des täglichen Lebens ein, um die Ausbreitung von SARS-CoV-2 ( severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2 ) einzuschränken. Diese Maßnahmen waren je nach Region und Ausmaß des Infektionsgeschehens unterschiedlich. Eine Gruppe von Wissenschaftlern der Stanford University unter der Leitung von Prof. John Ioannidis kam aufgrund einer Analyse von vorhandenen Daten aus zehn Ländern zu dem Schluss, dass ein harter Lockdown gegenüber weniger restriktiven Einschränkungen keine signifikanten Vorteile bietet, um Infektionszahlen zu senken. Die Publikation der Studie (Bendavid et al.) wird in sozialen Medien als Beleg dafür verwendet, dass ein Lockdown keinen wesentlichen Nutzen bei der Bekämpfung des Infektionsgeschehens bringt. Methoden Sechs Wissenschaftler*innen beurteilten unabhängig voneinander die methodische Qualität der Studie. Dafür wurde das international anerkannte Bewertungsinstument ROBINS-I ( Risk Of Bias in Non-randomized Studies of Interventions ) angewendet, das sich in sieben Domänen gliedert. Konflikte bei der Bewertung wurden durch Konsens gelöst. Das Risiko für Verzerrungen der Resultate wurde anhand eines adaptierten dreistufigen Schemas als niedrig, moderat oder hoch eingestuft. Ergebnisse Die Studie von Bendavid et al. weist schwerwiegende methodische Mängel auf. Die Studie wurde in vier von sieben Domänen mit einem hohen Verzerrungspotenzial bewertet. Einer der schwerwiegendsten Mängel betraf Störfaktoren, da die Länder, die verglichen wurden, Maßnahmen in unterschiedlicher Intensität anwendeten und diese je nach Ausgangssituation unterschiedlich wirksam waren. Wesentliche Informationen über die Kriterien für die Auswahl der Länder sowie eine klare Definition der Interventionen fehlten. Schlussfolgerungen Die Ergebnisse der Studie haben ein hohes Verzerrungspotenzial und sollten nicht als Grundlage für Entscheidungen dienen.
ISSN:1433-6251
1439-9229
DOI:10.3238/zfa.2021.0103-0107