Plea for the work on the future

Nichts ertönt so regelmäßig, und nichts ist so abgenutzt, so sinnlos und so verfehlt wie der Ruf nach »gesellschaftlichen Bindekräften«. Wann immer Jugendliche einen Rentner zu Tode treten oder Erstklässler hungrig in die Schule kommen; wann immer Arbeitslose Party machen statt für einen Euro Gehste...

Ausführliche Beschreibung

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Die Neue Gesellschaft, Frankfurter Hefte Frankfurter Hefte, 2013-01, Vol.60 (7-8), p.88-90
1. Verfasser: Greffrath, Mathias
Format: Artikel
Sprache:ger
Schlagworte:
Online-Zugang:Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Nichts ertönt so regelmäßig, und nichts ist so abgenutzt, so sinnlos und so verfehlt wie der Ruf nach »gesellschaftlichen Bindekräften«. Wann immer Jugendliche einen Rentner zu Tode treten oder Erstklässler hungrig in die Schule kommen; wann immer Arbeitslose Party machen statt für einen Euro Gehsteige zu kehren, Scheidungsraten hochgehen, das Aufmerksamkeitsdefizit von Schülern wächst, demente Rentner verlorengehen oder neue Depressionsursachen enthüllt werden - irgendwann wird dann eine Dame im Hosenanzug oder ein Herr mit Krawatte in den Ses seln einer Talkshow die Ursache nennen: Schwindende Bindekräfte. Und die Therapie gleich dazu: Stärkung der Bindekräfte. Der Satz ist so sinnvoll wie der, dass die Brutalität von der Rohheit kommt, oder der Hunger vom Mangel, und dass Essen gut gegen Magersucht ist. Es klingt so, als seien »Bindekräfte« so elwas wie ein Patentkleber, den man aufbrauchen, aber wieder nachbestellen kann.
ISSN:0177-6738