Wertigkeit der Radiotherapie in der Behandlung des multiplen Myeloms

Die chemotherapeutisch ausgerichtete Behandlung des multiplen Myeloms ist bei fehlender kurativer Option durch Maßnahmen zur Symptomlinderung und Komplikationsverhinderung geprägt. Die Radiotherapie nimmt im Rahmen der Schmerztherapie, der Behandlung von (drohenden) Frakturen und von Myelonkompressi...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Strahlentherapie und Onkologie 2000-10, Vol.176 (11), p.506
Hauptverfasser: Mose, Stephan, Pfitzner, Dagmar, Rahn, Angelika, Nierhoff, Corinna, Schiemann, Mirco, Böttcher, Heinz Dietrich
Format: Artikel
Sprache:ger
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die chemotherapeutisch ausgerichtete Behandlung des multiplen Myeloms ist bei fehlender kurativer Option durch Maßnahmen zur Symptomlinderung und Komplikationsverhinderung geprägt. Die Radiotherapie nimmt im Rahmen der Schmerztherapie, der Behandlung von (drohenden) Frakturen und von Myelonkompressionen eine wichtige Rolle im palliativen Konzept ein. Ziel der vorliegenden retrospektiven Arbeit ist es, anhand dieser Indikationen den Effekt der Strahlentherapie auf Analgesie, Rekalzifizierung und neurologische Symptomatik am eigenen Patientenkollektiv aufzuzeigen und mögliche Einflussfaktoren auf den Therapieeffekt zu evaluieren. Patienten und Methoden: Vom 1.1.1988 bis 31.12.1998 wurden 42 Patienten (19 Frauen, 23 Männer) im Alter von 46 bis 85 Jahren (Median: 64,9 Jahre) in 71 Zielvolumina aufgrund einer bestehenden Symptomatik (67/71: ossäre Schmerzen, 45/71: Fraktur/-gefahr, 13/71: Rückenmarkkompression) radiotherapiert (Median 36 Gy, 2 bis 3 Gy 5-mal/Woche). Die Zeit zwischen Diagnose und erster Bestrahlung betrug im Median 11,9 Monate (0,3 bis 90 Monate). Zum Zeitpunkt der ersten Radiotherapie befanden sich fünf Patienten im Stadium II, 37 im Stadium III nach Salmon/Durie; der Karnofsky-Index lag im Median bei 70% (40 bis 90%). Ergebnisse: Im Verlauf der mindestens sechsmonatigen Nachbeobachtungszeit zeigte sich bei 85% der Zielvolumina eine komplette bzw. partielle Analgesie; es wurden 8,8% Schmerzrezidive gesehen (Evaluation nach Patientenangaben und Schmerzmittelverbrauch). Eine röntgenologisch verifizierte Rekalzifizierung wurde in 26/56 (46,4%) auswertbaren Läsionen beobachtet; 17,9% waren progredient. In 22,3% der initial frakturgefährdeten Läsionen (4/18) kam es posttherapeutisch zu Frakturen. Eine simultane Chemotherapie sowie ein Karnofsky-Index ≥ 70 wirkten sich signifikant positiv auf das Therapieansprechen aus. Eine Symptomreduktion nach Rückenmarkkompression (nach Findley 1987) wurde bei 7/13 (53,8%) der Patienten erreicht. Das mediane Überleben aller Patienten nach Erstdiagnosestellung betrug 34,9 Monate (7,5 bis 119,3 Monate), nach erster Radiotherapie 13,1 Monate (0,2 bis 105,3 Monate). Schlussfolgerung: Die Radiotherapie ist bei adäquater Indikationsstellung unabhängig vom Zeitpunkt ihres Einsatzes eine effektive palliative Maßnahme. Unter Berücksichtigung der Retroskeptivität der Daten unterstützen die Applikation einer zeitgleichen Chemotherapie sowie ein guter Allgemeinzustand des Patienten den lokalen Effekt der Radiotherapie. Das
ISSN:0179-7158
1439-099X
DOI:10.1007/PL00002317