Das österreichische Lohnverhandlungssystem in der Teuerungskrise

Das kollektivvertragliche Lohnverhandlungssystem, das für nahezu alle Beschäftigten gilt, stellt ein zentrales Steuerungselement der österreichischen Wirtschaftspolitik und der Sozialpartnerschaft dar. Es zielt auf die Erhöhung der Kaufkraft der Haushalte und den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der...

Ausführliche Beschreibung

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung 2023-10, Vol.92 (4), p.121-140
1. Verfasser: Witzani-Haim, Daniel
Format: Artikel
Sprache:eng ; ger
Schlagworte:
Online-Zugang:Volltext
Tags: Tag hinzufügen
Keine Tags, Fügen Sie den ersten Tag hinzu!
Beschreibung
Zusammenfassung:Das kollektivvertragliche Lohnverhandlungssystem, das für nahezu alle Beschäftigten gilt, stellt ein zentrales Steuerungselement der österreichischen Wirtschaftspolitik und der Sozialpartnerschaft dar. Es zielt auf die Erhöhung der Kaufkraft der Haushalte und den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der Branchen ab. Wir stellen zunächst die Institutionen und Akteur:innen der Lohnpolitik vor. Dann zeigen wir, wie diese im Energiepreisschock der 1970er-Jahre einen unverzichtbaren Beitrag zur Erreichung der gesamtwirtschaftlichen Ziele leistete, indem ein Zusammenspiel aus (informellen) Preiskontrollen und Lohnmoderation umgesetzt wurde. Für den Energiepreisschock der 2020er-Jahre gilt dies nicht. Die Inflation war höher als in anderen EULändern, auch weil die österreichische Bundesregierung nicht bereit war, die Interessenvertretungen der Sozialpartnerschaft in die Wirtschaftspolitik einzubinden und (abgesehen von der Strompreisbremse) zielgerichtet in die Preise einzugreifen. Dies stellt die Lohnpolitik vor ein schwer zu lösendes Dilemma. Wir diskutieren in diesem Zusammenhang die Lohnabschlüsse der Herbst- und Frühjahrslohnrunde 2022/23 und die Ausgangsbedingungen für die Herbstlohnrunde 2023, skizzieren aber auch die Möglichkeiten einer Renaissance einer auf den gesellschaftlichen Wohlstand ausgerichteten Wirtschafts- und Lohnpolitik.
ISSN:0340-1707
1861-1559
DOI:10.3790/vjh.2023.334393