Die Maßnahme Blaufeuer für Erwerbstätige mit psychischer Belastung und gleichzeitiger Arbeitsplatzproblematik – Wird die Zielgruppe erreicht?

Zusammenfassung Hintergrund Erwerbstätige mit psychischer Belastung und gleichzeitiger Arbeitsplatzproblematik haben ein erhöhtes Risiko für Chronifizierungen und vorzeitige Frühberentung aufgrund von Erwerbsminderung. Zur Unterstützung dieser Personengruppe wurde im Rahmen des Bundesprogramms rehapro das Projekt „SEMpsych“ (Systemisches Eingliederungsmanagement bei Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen) von der Deutschen Rentenversicherung Bund entwickelt. Das Beratungsangebot „Blaufeuer“ wurde in 3 Modellregionen (Berlin, Köln, Nürnberg) implementiert und umfasst in der Regel bis zu 12 Beratungen in 12 Monaten. In diesem Beitrag werden die Charakteristika der Teilnehmenden beschrieben und es wird geprüft, ob sie zur anvisierten Zielgruppe gehören. Methode Im Zeitraum 09/2020–06/2022 füllten die Teilnehmenden zwischen der ersten und zweiten Sitzung einen Fragebogen aus. Erfasst wurden soziodemografische, klinische und arbeitsbezogene Variablen. Die Daten werden durch deskriptive Statistiken und 95 %-Konfidenzintervalle ausgewertet. Ergebnisse Daten von n = 482 Teilnehmenden (66,4 % weiblich; M Alter = 45,2 (±10,2) Jahre; 64,1 % in Vollzeit tätig; 49,8 % derzeit krankgeschrieben) wurden einbezogen. Die Teilnehmenden weisen hohe psychische Beeinträchtigen (z. B. PHQ-9: M = 14,6 (±5,4)) und eine geringe subjektive Arbeitsfähigkeit (z. B. WAS: M = 3,2 (±2,6)) auf. Die meisten berichten von Überforderung auf der Arbeit und geben Probleme mit Vorgesetzten an. Diskussion Die Teilnehmenden weisen psychische Belastungswerte auf, die denen von Patient:innen am Beginn einer ambulanten Psychotherapie bzw. beim Erstkontakt in einer stationären Psychiatrie entsprechen. Mit Blaufeuer wird eine hoch belastete Personengruppe angesprochen, die bislang keine adäquate Behandlung erhält. Weitere Studien zur Prozess- und Ergebnisevaluation stehen an.