Wie Wahlautokratien überleben. Die Wahlen zur simbabwischen Nationalversammlung 2023 in historischer Perspektive

Im Vergleich zur Wahl der Staatsoberhäupter finden Parlamentswahlen in Afrika wenig Beachtung. Sowohl aus Sicht der Akteure als auch aus wissenschaftlicher Perspektive stellen sie aber keine belanglose Nebensache dar. Parlamentarische Institutionen sind fraglos mit vielfältigen Herausforderungen kon...

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Zeitschrift für Politik , Vol.71 (2), p.165-195
1. Verfasser: Schindler, Danny
Format: Artikel
Sprache:eng ; ger
Schlagworte:
Online-Zugang:Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Im Vergleich zur Wahl der Staatsoberhäupter finden Parlamentswahlen in Afrika wenig Beachtung. Sowohl aus Sicht der Akteure als auch aus wissenschaftlicher Perspektive stellen sie aber keine belanglose Nebensache dar. Parlamentarische Institutionen sind fraglos mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert, ringen aber oft unbemerkt um Einfluss und Autonomie. Auch eine autokratische Einbettung des Parlaments rechtfertigt keine exekutive Blickverengung. Autokraten können schwerlich gegen ein von unliebsamen Akteuren dominiertes Parlament regieren. Zudem lässt sich nicht automatisch auf dessen institutionelle Bedeutungslosigkeit schließen. Der Beitrag beleuchtet vor diesem Hintergrund die jüngsten Wahlen zur Nationalversammlung in Simbabwe, einer stabilen elektoralen Autokratie mit verbreitet internalisierten demokratischen Normen. Er fragt, wie und mit welchem Erfolg autokratische Machthaber unter Konkurrenzbedingungen parlamentarische Wahlsiege sichern und beleuchtet damit exemplarisch detailliert, wie Wahlautokratien überleben. Neben der vielfältigen Klaviatur manipulativer Einflussversuche wird einerseits die begrenzte Steuerungsfähigkeit des Regimes deutlich, die einige Achtungserfolge der neu formierten Opposition zur Folge hatte. Andererseits zeigen die Machenschaften rund um die Nachwahlen für mehrere Parlamentssitze, wie formal-legal agierende Regimeeliten die Opposition postelektoral schwächen können. Plädiert wird abschließend für eine kontinuierliche Forschung zu Parlamentswahlen, die Längsschnittstudien ebenso ermöglicht wie den Vergleich mit anderen Autokratien. Dies käme einem breiten Erkenntnisinteresse zugute, denn in Wahlanalysen verbinden sich Wahl-, Parlaments-, Oppositions- und Demokratisierungsforschung.
ISSN:0044-3360
DOI:10.5771/0044-3360-2024-2-165