Aufarbeitung des Nationalsozialismus: Historische Perspektiven seit 1945

Die Geschichte der NS-Aufarbeitung nach 1945 verlief in verschiedenen Phasen und auf unterschiedlichen Ebenen. Zunächst stand das Interesse der Siegermächte an den Ursachen des »Dritten Reiches« sowie die Ahndung der Hauptkriegsverbrecher im Mittelpunkt. In der deutschen Gesellschaft dominierte in d...

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Zeitschrift für Politik 2024, Vol.71 (1), p.52-67
1. Verfasser: Brechtken, Magnus
Format: Artikel
Sprache:eng ; ger
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die Geschichte der NS-Aufarbeitung nach 1945 verlief in verschiedenen Phasen und auf unterschiedlichen Ebenen. Zunächst stand das Interesse der Siegermächte an den Ursachen des »Dritten Reiches« sowie die Ahndung der Hauptkriegsverbrecher im Mittelpunkt. In der deutschen Gesellschaft dominierte in den 1950er Jahren das »kommunikative Beschweigen«. In den 1960er Jahren fragte die Forschung vor allem nach Strukturen, während der Eichmann- und der Auschwitz- Prozess auf die Täter hinwiesen. Seit den 1970er Jahren wuchs das Interesse am Holocaust und den Fragen seiner Erforschung. In den 1980er Jahren erweiterten Initiativen zur »Geschichte von unten« und konkrete Täterforschung das Verständnis der Herrschaftspraxis. In den 1990er Jahren trat mit der Frage nach der Volksgemeinschaft das Interesse an der Wirkungsmacht des einzelnen »Volksgenossen« für das Funktionieren des NS-Staates in den Vordergrund. Aufgrund der Zwangsarbeiterfrage begannen Unternehmen mit der Aufarbeitung ihrer Rolle im NS-System. Seit den 2000er Jahren hat sich das Interesse auf Fragen nach Kontinuität und Diskontinuität von Funktionseliten in Ministerien, Parlamenten und öffentlichen Institutionen von der Weimarer Republik über den Nationalsozialismus bis zur Bundesrepublik der 1970er Jahre erweitert. The history of Germany’s coming to terms with the National Socialist past after 1945 unfolded in different phases and at different levels. Initially, the focus was driven by the victorious powers' interest in the origins of the "Third Reich" and the bringing to trial of the main war criminals. In the 1950s, German society was dominated by "communicative silencing". In the 1960s, research focused primarily on structures of government, while the Eichmann and Auschwitz trials pointed to the perpetrators. From the 1970s onwards, interest in the Holocaust and its research importance grew. In the 1980s, initiatives on "history from below" and specific research into the perpetrators expanded the understanding. In the 1990s, interest in the "peoples community" and the agency of the individual "people’s comrade" for the functioning of the Nazi state came to the fore. Due to the questions on forced laborers, companies began to investigate their role in the Nazi system. Since the 2000s, interest has expanded to include questions about the continuity and discontinuity of functional elites in ministries, parliaments and public institutions from the Weimar Republic through National Socialism to the Feder
ISSN:0044-3360
DOI:10.5771/0044-3360-2024-1-52