Von Ibrahim zu Ibrahim: Daniel Casper von Lohensteins „Türkische Trauerspiele

Klaus Günter Just ordnete die Dramentexte Daniel Casper von Lohensteins in seiner zwischen 1953 und 1957 erschienenen historisch‐kritischen Edition nicht chronologisch, sondern geographisch und kulturell drei Rubriken zu: afrikanische, römische und türkische Trauerspiele – eine Kategorisierung, die...

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:The German quarterly 2023-04, Vol.96 (2), p.230-249
1. Verfasser: Holt, Isabel
Format: Artikel
Sprache:eng ; ger
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Beschreibung
Zusammenfassung:Klaus Günter Just ordnete die Dramentexte Daniel Casper von Lohensteins in seiner zwischen 1953 und 1957 erschienenen historisch‐kritischen Edition nicht chronologisch, sondern geographisch und kulturell drei Rubriken zu: afrikanische, römische und türkische Trauerspiele – eine Kategorisierung, die von Generationen von Literaturwissenschaftler*innen übernommen wurde. Im Vergleich zu ihren „afrikanischen“ und „römischen“ Pendants haben die so genannten „Türkischen Trauerspiele“ Ibrahim (Bassa) (1650) und Ibrahim Sultan (1673) bislang von der Forschung wenig Beachtung erfahren. Dabei zeichnet Lohenstein, wie dieser Aufsatz zeigt, in beiden Dramen ein vielschichtiges, zuweilen ambivalentes Bild vom Osmanischen Reich. Dies reflektiert eine spezifisch frühneuzeitliche Spielart des Orientalismus, die nicht von einem westlichen Überlegenheitsgefühl geprägt ist, sondern von der wechselhaften Geschichte zwischen den deutschen Territorien und dem Osmanischen Reich vom fünfzehnten bis zum siebzehnten Jahrhundert. Die beiden Bühnenstücke verfolgen aufmerksam die fluktuierenden macht‐ und geopolitischen Entwicklungen und repräsentieren ihre komplexen Implikationen, indem sie die Möglichkeiten der Dichtung und des Theaters ausloten.
ISSN:0016-8831
1756-1183
DOI:10.1111/gequ.12334