Schlaf in der Kunst und in der Wissenschaft

Das Phänomen des veränderten Bewusstseins im Schlaf hat in verschiedenen kulturgeschichtlichen Epochen entsprechend den Erkenntnismitteln der jeweiligen Zeit zu unterschiedlichen Deutungen geführt. Am Beispiel des Schlafes sollten die geistesgeschichtlichen Wandlungen eines Alltagsphänomens dargeste...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Somnologie : Schlafforschung und Schlafmedizin = Somnology : sleep research and sleep medicine 2000-12, Vol.4 (4), p.173-180
1. Verfasser: SCHLÜTER, Bernhard
Format: Artikel
Sprache:ger
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Beschreibung
Zusammenfassung:Das Phänomen des veränderten Bewusstseins im Schlaf hat in verschiedenen kulturgeschichtlichen Epochen entsprechend den Erkenntnismitteln der jeweiligen Zeit zu unterschiedlichen Deutungen geführt. Am Beispiel des Schlafes sollten die geistesgeschichtlichen Wandlungen eines Alltagsphänomens dargestellt werden. Im Mythos wurde ein regelhafter Ablauf in der Natur auf ein göttliches Urgeschehen zurückgeführt. Ein Erkenntnisprozess auf der Basis analytischen Denkens fand im Mythos nicht statt. Die im Zeitalter der Aufklärung vorgenommene scharfe Trennung von Subjekt und Objekt wurde von der romantischen Bewegung, die am Ende des 18. Jahrhunderts einsetzte, als ein Verlust der Ganzheit, der Einheit von Mensch und Natur empfunden. Im Sinne romantischer Chiffren standen “Nacht”, “Schlaf” und “Traum” für Projektionsräume, in denen die ersehnte Ganzheit wiederhergestellt sein sollte. Die romantische Konzeption zielte auf eine Umdeutung der Realität. Die Einlösung romatischer Postulate gelang allenfalls in Kunstwerken. Die Entwicklung der modernen Schlafforschung auf der Basis der Naturwissenschaften hatte zwei wesentliche Voraussetzungen: die Entdeckung der Zusammenhänge zwischen Gehirn und Schlaf und die Methode der Elektroenzephalographie. Moderne Forschung entwickelt Modelle der Natur auf der Basis experimentell kontrollierter Beobachtungen. Auf diese Weise wurde das Wissen über den Schlaf erheblich erweitert. Demnach ist der Schlaf ein dynamischer Vorgang, der durch “innere Uhren” gesteuert wird. Seine interne Regulation ist Ausdruck eines kontinuierlichen Prozesses, der über Schlafen und Wachen hinweg verläuft.
ISSN:1432-9123
1439-054X
DOI:10.1007/s11818-000-0012-2