Kognitives und emotionales Erleben als Indikator psychischer (Fehl‑)Beanspruchung in der Tiermedizin

ZusammenfassungHintergrundVerschiedene Studienergebnisse weisen auf hohe physische und psychische Belastungen von TierärztInnen hin, die sich einerseits in hohen Prävalenzen psychischer Erkrankungen und andererseits in einer besorgniserregend hohen Suizidalität in dieser Berufsgruppe niederschlagen....

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Veröffentlicht in:Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie Arbeitsschutz und Ergonomie, 2023-01, Vol.73 (6), p.268-276
Hauptverfasser: Woitha Ulrike, Pohl, Robert, Gonschor Cecile, Thielmann Beatrice, Böckelmann Irina
Format: Artikel
Sprache:ger
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Beschreibung
Zusammenfassung:ZusammenfassungHintergrundVerschiedene Studienergebnisse weisen auf hohe physische und psychische Belastungen von TierärztInnen hin, die sich einerseits in hohen Prävalenzen psychischer Erkrankungen und andererseits in einer besorgniserregend hohen Suizidalität in dieser Berufsgruppe niederschlagen. Ziel dieser Untersuchung ist es, arbeitsbedingte Belastungsfaktoren der TierärztInnen in Deutschland darzustellen und deren Auswirkung auf die kognitive und emotionale Irritation als Indikator psychischer (Fehl‑)Beanspruchung geschlechtsdifferenziert darzustellen.MethodikEs nahmen 1046 TierärztInnen an der Onlinebefragung teil (64,7 % Frauen, 35,3 % Männer). Neben soziodemografischen Daten wurde kognitive und emotionale Irritation mittels der Irritationsskala nach Mohr et al. erhoben und im Geschlechtervergleich analysiert. Eine einfaktorielle Varianzanalyse wurde unter Berücksichtigung unabhängiger Variablen wie Geschlecht, Familienstand, Alter, Fachbereich und Anstellungsart mit Berechnung der Effektstärke durchgeführt.ErgebnisseDie Auswertung der berufsbezogenen Daten nach den Geschlechtern ergab keine signifikanten Unterschiede. Es zeigte sich, dass etwa ein Drittel der untersuchten Stichprobe (29,4 %) ihren Lohn als nicht leistungsgerecht und fair empfinden, hingegen 52,5 % ihre wirtschaftliche Lage als gut bis sehr gut bewerten. Die TierärztInnen leisteten viele Überstunden. Die Stichprobe wies hohe Werte kognitiver und emotionaler Irritation auf ohne signifikante geschlechtsbezogene Unterschiede der Irritationsausprägungen (MW Kognitive Irritation: 6,8 [± 2,01] vs. 7,0 [± 1,90]; MW Emotionale Irritation: 6,4 [± 2,13] vs. 6,5 [± 2,01]; MW Gesamtindex: 6,8 [± 2,01] vs. 6,9 [± 1,96]). Über die Hälfte der praktizierenden TierärztInnen weisen eine überdurchschnittliche Ausprägung der Irritationsskalen aus.DiskussionDie emotionale und kognitive Irritation in dieser Berufsgruppe ist hoch und scheint geschlechterunabhängig zu sein. Da die Irritation als Indikator für (Fehl‑)Beanspruchung gesehen wird, sollten Präventions- und Interventionsprogramme bereits früh im Berufsleben oder vorab in den Universitäten angeboten werden.
ISSN:0944-2502
2198-0713
DOI:10.1007/s40664-023-00511-2