Offene Grenzen für alle?
Spätestens seit den Flüchtlingsströmen des Jahres 2015 sind Flucht und Vertreibung, Zuwanderung und Einwanderung zu einer Herausforderung für die westliche Welt geworden, die nach wie vor einer Bewältigung jenseits alles dessen harrt, was sich als Verlegenheitskrisenmanagement bezeichnen ließe. Jede...
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Veröffentlicht in: | Zeitschrift für Politik , Vol.70 (3), p.340-353 |
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1. Verfasser: | |
Format: | Artikel |
Sprache: | eng ; ger |
Schlagworte: | |
Online-Zugang: | Volltext |
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Zusammenfassung: | Spätestens seit den Flüchtlingsströmen des Jahres 2015 sind Flucht und Vertreibung, Zuwanderung und Einwanderung zu einer Herausforderung für die westliche Welt geworden, die nach wie vor einer Bewältigung jenseits alles dessen harrt, was sich als Verlegenheitskrisenmanagement bezeichnen ließe. Jede Publikation zur Migrationsthematik bzw. -problematik kann sich daher des öffentlichen Interesses sicher sein. Gleichwohl ist die prinzipielle Unentschiedenheit, die politisch diesbezüglich vorherrscht, eigentlich nur ein Spiegelbild dessen, was sich im Bereich der geistigen Auseinandersetzung mit der besagten Thematik tut. Gelegentlich kommt es allerdings auch zu Ausreißern, wie im Falle der beiden hier besprochenen Publikationen: des Buches von Volker M. Heins, Offene Grenzen für alle. Eine notwendige Utopie (Hamburg 2021), in dem für »Offene Grenzen für alle« ohne ein Wenn und Aber geworben wird, und der Schrift Gemeinwohl und Weltverantwortung (Stuttgart 2022) von Peter Graf Kielmansegg, das sich dem Migrationsthema aus der Perspektive der beiden Titelbegriffe nähert. Im ersteren Fall handelt es sich allerdings um eine publizistische Amokfahrt sondergleichen, während mit der Publikation von Graf Kielmansegg eine Schrift vorliegt, bei der der Rezensent geneigt ist, sie Max Webers berühmter Schrift Politik als Beruf zur Seite stellen, ja sie als deren Nachfolgeschrift zu verstehen. Mit Gemeinwohl und Weltverantwortung könnte es nämlich gelungen sein, den Gegensatz zu überwinden, der Weber zufolge zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik besteht – gerade im Hinblick auf die Migrationsthematik bzw. -problematik also etwas zu leisten, das genau das zu bewältigen verspricht, was Konrad Ott in Zuwanderung und Moral (Stuttgart 2016) noch als einen »clash of morals« im Weber’schen Sinne begriff. |
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ISSN: | 0044-3360 |
DOI: | 10.5771/0044-3360-2023-3-340 |