Inflation auf Rekordniveau – wie kann die Politik die Folgen abfedern?
Für Aymo Brunetti, Universität Bern, deutet die längerfristige, strukturelle Entwicklung in Zukunft eher auf ein inflationäres als deflationäres Umfeld hin. Zurzeit gebe es nicht nur einen, sondern eine ganze Reihe preissteigernder Schocks, und eine längerfristige Betrachtung lege nahe, dass man so...
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Veröffentlicht in: | Ifo schnelldienst 2022-07, Vol.75 (7), p.03-25 |
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Format: | Artikel |
Sprache: | ger |
Schlagworte: | |
Online-Zugang: | Volltext |
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Zusammenfassung: | Für Aymo Brunetti, Universität Bern, deutet die längerfristige, strukturelle Entwicklung in Zukunft eher auf ein inflationäres als deflationäres Umfeld hin. Zurzeit gebe es nicht nur einen, sondern eine ganze Reihe preissteigernder Schocks, und eine längerfristige Betrachtung lege nahe, dass man so rasch nicht aus diesem inflationsfreundlichen Umfeld herauskommen dürfte. Die aktuelle Situation zeige auch, dass die großen Zentralbanken von der Vehemenz der Inflation auf dem falschen Fuß erwischt worden seien und deutlich zu spät mit Gegenmaßnahmen begonnen hätten. Timo Wollmershäuser, ifo Institut, sieht die Inflation vor allem angebots- bzw. kostenseitig getrieben. Die geldpolitische Empfehlung falle deshalb schwerer, da die steigende Inflation mit sinkenden Produktionszuwächsen und einem Anstieg der Arbeitslosigkeit bzw. Kurzarbeit einhergehe. In einer solchen Situation seien die Notenbanken einem Zielkonflikt ausgesetzt. Wollen sie den Inflationsanstieg bekämpfen, müsste die Geldpolitik restriktiver werden. Damit werde aber eine weitere Abschwächung der gesamtwirtschaftlichen Produktion und eine weitere Verschlechterung der Arbeitsmarktsituation in Kauf genommen. Welche Prioritäten die EZB derzeit setze, könne nur im Rückblick beurteilt werden. Harm Bandholz, Fachhochschule Kiel, rät von wirtschaftspolitischen kurzfristigen Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung ab. Der Staat sollte sich stattdessen vor allem auf die Abmilderung der Symptome durch maßvolle Umverteilung konzentrieren, z. B. eine zielgerichtete finanzielle Unterstützung der unteren Einkommensgruppen. Breiter angelegte Stimulusprogramme seien unverhältnismäßig teuer und würden dazu führen, dass die Inflation noch weiter ansteige. Niklas Becker, Germany Trade and Invest (GTAI) – Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH, Helsinki, erklärt die historisch hohen Inflationsraten in den baltischen Ländern vor allem mit stark gestiegenen Energiepreisen. Der russische Angriff auf die Ukraine habe die Kosten für die Verbraucher deutlich steigen lassen. Die stark steigenden Verbraucherpreise seien aber auch auf deutliche Lohnzuwächse sowie die damit zusammenhängende steigende Inlandsnachfrage zurückzuführen, die es den Unternehmen erleichtere, Kostensteigerungen an den Endverbraucher weiterzugeben. Yasmin Fahimi, Deutscher Gewerkschaftsbund, sieht die wesentlichen Inflationsursachen auf der Angebotsseite. Eine außergewöhnlich hohe gesamtwirtschaftliche Nachfrage und eine Preis-Lohn-Spira |
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ISSN: | 0018-974X |