Die Hoffnung, informiert zu sein“. Effekte der Corona-Warn-App

Zusammenfassung Hintergrund Die Corona-Warn-App des Robert Koch-Instituts ist die am stärksten rezipierte digitale Public-Health-Intervention in der Coronapandemie. Dennoch erreicht sie im Oktober 2020, zu Beginn einer neuen Infektionswelle, lediglich ein Fünftel der Bevölkerung. Damit schwinden die Potenziale der App, flächendeckend über potenzielle Infektionen, die unbemerkt – auch zu unbekannten Personen – stattgefunden haben, zu informieren. Ziel der Arbeit Das Ziel der Studie ist daher, die subjektive Wahrnehmung und Wirkung der App auf das Individuum sowie die hemmenden und fördernden Faktoren der Nutzung, die mit den Praktiken mit der App verbunden sind, zu erschließen. Dies erlaubt Rückschlüsse auf Bedarfe der Bevölkerung und Herausforderungen für Public Health. Material und Methoden Der Datenkorpus wurde durch zwei Verfahrensschritte erstellt. Der erste Schritt stellt eine Forenanalyse von insgesamt 300 Rezensionen dar. Im zweiten Schritt stehen 40 qualitative, semistrukturierte Interviews. Die Daten wurden entlang einer inhaltlich strukturierenden Form der qualitativen Inhaltsanalyse induktiv-deduktiv kodiert und ausgewertet. Ergebnisse und Schlussfolgerung Die Effekte der App entstehen in einem komplexen Zusammenspiel. Eine zentrale Bedeutung erhalten die in der Pandemie als gefährlich wahrgenommenen Räume und sozialen Interaktionen. Vor dieser Gefahrensituation können Praktiken mit der App neue Sichtbarkeiten erzeugen, die zu einer Neubewertung der Gefahr führen und Handlungsmöglichkeiten eröffnen. Unterschiedliche Kritikpunkte unter dem Rubrum des Datenschutzes führen hingegen zu neuen Unsicherheiten und u. U. zur Ablehnung der App.