Kann die Subalterne zahlen? Die kolonialen Wurzeln der Finanzialisierung sozialer Reproduktion in Indien
Unter dem Begriff der finanziellen Inklusion hat sich im vergangenen Jahrzehnt ein internationales Entwicklungsprojekt der Armutsbekämpfung herausgebildet, das darauf abzielt, Menschen ohne Bankkonto (unbanked) über Kredite und andere Finanzdienstleistungen in das globale Finanzsystem zu integrieren...
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Veröffentlicht in: | Peripherie 2021, Vol.41 (162/163), p.179 |
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1. Verfasser: | |
Format: | Artikel |
Sprache: | eng ; ger |
Schlagworte: | |
Online-Zugang: | Volltext |
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Zusammenfassung: | Unter dem Begriff der finanziellen Inklusion hat sich im vergangenen Jahrzehnt ein internationales Entwicklungsprojekt der Armutsbekämpfung herausgebildet, das darauf abzielt, Menschen ohne Bankkonto (unbanked) über Kredite und andere Finanzdienstleistungen in das globale Finanzsystem zu integrieren. Aus politökonomischer Perspektive wird die Rhetorik der finanziellen Inklusion unter anderem dafür kritisiert, dass sie die Finanzialisierung sozialer Reproduktion verschleiert, in der (a) die unbanked zu einem neuen Marktsegment für internationale Kapitalmärkte werden und (b) Haushalte mit geringen und unsicheren Einkommen ihre prekarisierten Lebensverhältnisse zunehmend durch Verschuldung organisieren müssen. Der Beitrag knüpft an diese Kritik an der neoliberalen Entwicklungspolitik an und erweitert sie um eine materialistisch-postkoloniale Reflexion, die die historische Verwobenheit von Verschuldung subalterner Klassen, Kolonialherrschaft und kapitalistische Entwicklung am Beispiel Indiens untersucht. Er zeigt, dass die finanzielle Inklusion/Exklusion ab dem 19. Jahrhundert Resultat einer strukturellen Subsistenzkrise war, welche sowohl durch die britische Kolonialherrschaft als auch durch kapitalistische (Klassen-)Verhältnisse entscheidend geprägt wurde. |
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ISSN: | 0173-184X |
DOI: | 10.3224/peripherie.v41i2-3.02 |