Meine Heimat ist die ganze Welt!: Die singenden Vagabunden des deutschen Kinos der Nachkriegszeit

Nachtigall und Tünnes sind auch in Wenn am Sonntagabend die Dorfmusik spielt (1953, Rudolf Schündler) immer dabei, wenn es Zeit ist zu singen - gleich zu Beginn, als ein Trompete spielender Steuereintreiber sie im offenen Coupé mitgenommen hat, im Fond sitzend, Meine Heimat ist die ganze Welt verkün...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Lied und populäre Kultur 2019-01, Vol.64, p.297-308
1. Verfasser: Wulff, Hans J.
Format: Artikel
Sprache:ger
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Beschreibung
Zusammenfassung:Nachtigall und Tünnes sind auch in Wenn am Sonntagabend die Dorfmusik spielt (1953, Rudolf Schündler) immer dabei, wenn es Zeit ist zu singen - gleich zu Beginn, als ein Trompete spielender Steuereintreiber sie im offenen Coupé mitgenommen hat, im Fond sitzend, Meine Heimat ist die ganze Welt verkündend, als wollten sie ihre eigene Ortlosigkeit besingen; später dann auf den Stämmen eines Langholzwagens, zusammen mit den Waldarbeitern (einer spielt das Lied Kein schöner Land in dieser Zeit auf der Mundharmonika mit); selbst die Frauen, die in der Heuernte arbeiten, nehmen das Lied als Chor mit auf; vor einem Gasthaus singen sie von „Rosamunde" und werden von einem dazukommenden Klarinettisten gestört, der sich aber schnell zu den beiden gesellt und so das Trio wieder vervollständigt. Der Film bildet sogar eine Brücke von der Vagabundenmusik, die zumeist dem Fundus der Wanderlieder zuzurechnen ist, an die musikindustrielle Auswertung: Während eines Aufenthalts präsentieren drei fahrende Musikstudenten3 volkstümliche Lieder, darunter Waldeslust und Das alte Försterhaus; die Wirtin des Lokals erkennt das Potential der Lieder, lässt sie neu arrangieren und aufnehmen. Der Dieb hatte ihnen einen Zettel hinterlassen: „Da Musik das Leben erfreut, lasse ich Ihnen meine Mandoline da", ein Instrument, das sie zu dem munteren Wanderlied Wir sind auf Walz vom Rhein nach der Pfalz spielen, als sie zu Fuß weitermarschieren. Die beiden kommen mit Mandoline und zerfetzten Hüten aus der Tiefe der Landschaft über eine Hügelkuppe, pfeifen ein Wanderlied; im Dorf versuchen sie, Geld einzuspielen, geben sich als Wandermusikanten aus und begehren ein Nachtquartier.
ISSN:1619-0548