NS-Zeit im Spiegel von Psychoanalyse

Zusammenfassung Die Autorin setzt sich mit den anhaltenden Nachwirkungen nationalsozialistischer Weltanschauungen auseinander, von denen noch die vierte Generation kontaminiert bleibt. Sie vertritt hierbei die These, dass dynamisch das Verdrängte weniger wirksam scheint als vielmehr die anhaltende ,...

Ausführliche Beschreibung

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Forum der Psychoanalyse 2008-12, Vol.24 (4), p.330-340
1. Verfasser: Massing, Almuth
Format: Artikel
Sprache:ger
Schlagworte:
Online-Zugang:Volltext
Tags: Tag hinzufügen
Keine Tags, Fügen Sie den ersten Tag hinzu!
Beschreibung
Zusammenfassung:Zusammenfassung Die Autorin setzt sich mit den anhaltenden Nachwirkungen nationalsozialistischer Weltanschauungen auseinander, von denen noch die vierte Generation kontaminiert bleibt. Sie vertritt hierbei die These, dass dynamisch das Verdrängte weniger wirksam scheint als vielmehr die anhaltende , dem Wiederholungszwang folgende subtile Weitergabe von nationalsozialistischem Gedankengut. Hierbei stößt sie einerseits unweigerlich auf derzeitig psychoanalytische Theorien, die die Rekonstruktionen der Vergangenheit in Vernachlässigung der transgenerationalen Dynamik der eigenen Biografie zugunsten einer Analyse im Hier und Jetzt in der Übertragungs- und Gegenübertragungsbeziehung favorisieren. Zum anderen sind die Analytiker den gleichen Abwehrprozessen unterworfen, wie sie für die Gesellschaft typisch sind und haben die Macht eines Tabus bekommen. Dieses scheint nicht zufällig, sondern basiert großenteils darauf, dass es keine breite Auseinandersetzungskultur zwischen Lehranalytikern und Lehranalysanden gibt. Man habe sich im analytischen Prozess der Lehranalysen gegenseitig stillschweigend auf ein konfliktneurotisches Geschehen geeinigt, um im Sinne eines kollusiven Abwehrprozesses nicht von den Schrecken der Vergangenheit zu sprechen. In den Vordergrund rücken hierbei vor allem allgemeine und insbesondere Kriegskindheiten der Psychoanalytiker mit ihren frühkindlichen Kriegstraumen, denen gravierende Sprachlosigkeit zugrunde liegt, nicht „weil sie zu klein waren“, sondern für das Leid ihrer lebensnotwendigen Bezugspersonen parentifiziert und loyal blieben. Von daher ist es nachvollziehbar, dass diese Kinder erst jetzt in vielerlei Biografien Sprache finden, nachdem die elterlichen Kriegsgenerationen gestorben sind.
ISSN:0178-7667
1437-0751
DOI:10.1007/s00451-008-0362-0