Johannes de Sacrobosco und die Sphaera-Tradition in der katholischen Zensur der Frühen Neuzeit
Zusammenfassung Johannes de Sacroboscos (c. 1195–c. 1256) De sphaera , eine Einführung in die Kosmologie aus dem 13. Jahrhundert, war mit über 320 Drucken das am häufigsten edierte, kommentierte oder adaptierte astronomisch-kosmologische Handbuch der Frühen Neuzeit. Während die Rezeption und Verbrei...
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Veröffentlicht in: | Naturwissenschaften, Technik und Medizin Technik und Medizin, 2018-12, Vol.26 (4), p.437-474 |
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Format: | Artikel |
Sprache: | ger |
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Johannes de Sacroboscos (c. 1195–c. 1256)
De sphaera
, eine Einführung in die Kosmologie aus dem 13. Jahrhundert, war mit über 320 Drucken das am häufigsten edierte, kommentierte oder adaptierte astronomisch-kosmologische Handbuch der Frühen Neuzeit. Während die Rezeption und Verbreitung dieses Werkes im 16. und 17. Jahrhundert bereits vielfach untersucht wurden ist bisher übersehen worden, dass diese vermeintlich unproblematischen
Sphaera
-Textbücher auch vielfach Gegenstand der katholischen Zensur wurden, obwohl sie gerade eine Kosmologie enthielten, die Katholiken als Bollwerk gegen den aufkommenden Kopernikanismus betrachteten. Vorliegender Aufsatz untersucht erstmals die Dynamik und Motive der zahlreichen präventiven und posthumen Zensuren der römischen und iberischen Index- und Zensurorgane mit Bezug auf diesen Kosmologietraktat. Von protestantischen Autoren verfasste Kommentare zur
Sphaera
waren zwar prinzipiell verdächtig, wurden aber selten pauschal verboten. Vielmehr wurden sie aufgrund ihres wissenschaftlichen Wertes meist genehmigt, nachdem geringfügige, theologiebezogene Expurgationen durchgeführt worden waren. Der Kommentar (1550) des katholischen Autors Mauro da Firenze (1493–1556) wurde hingegen wiederholt und prinzipiell verboten, weil er theologisch bedenkliche Gedanken enthielt. Die hier präsentierte Fallstudie soll zum einen die Wissensdynamik der frühneuzeitlichen
Sphaera
-Tradition aus einem neuen Blickwinkel beleuchten, und zwar dem der Buchzensur. Zum anderen gewährt ein buchbezogener Längsschnitt Einblicke in die Ideologie und Praktiken der katholischen Buchzensur, wodurch auch die bekanntermaßen problematische Beziehung von Wissen und Religion in der vormodernen Zeit im Lichte einer Konfessionalisierung der Wissenschaften erscheint. |
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ISSN: | 0036-6978 1420-9144 |
DOI: | 10.1007/s00048-018-0199-6 |