Die Existenz, Abwesenheit und Macht des Wahnsinns. Eine kritische Übersicht zu Michel Foucaults Arbeiten zur Geschichte und Philosophie der Psychiatrie

Zusammenfassung In diesem Artikel diskutieren wir Michel Foucaults Hauptwerke zum Thema „Wahnsinn und Psychiatrie“ von den Frühschriften bis in die siebziger Jahre. Zum einen rekonstruieren wir die globale theoretische und methodologische Entwicklung seiner Positionen im Lauf der verschiedenen Werkp...

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Naturwissenschaften, Technik und Medizin Technik und Medizin, 2017-03, Vol.25 (1), p.69-98
Hauptverfasser: Brückner, Burkhart, Iwer, Lukas, Thoma, Samuel
Format: Artikel
Sprache:ger
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Beschreibung
Zusammenfassung:Zusammenfassung In diesem Artikel diskutieren wir Michel Foucaults Hauptwerke zum Thema „Wahnsinn und Psychiatrie“ von den Frühschriften bis in die siebziger Jahre. Zum einen rekonstruieren wir die globale theoretische und methodologische Entwicklung seiner Positionen im Lauf der verschiedenen Werkperioden. Zum anderen arbeiten wir Foucaults philosophische Überlegungen zum Gegenstand seiner Untersuchungen heraus. Nach der einleitenden Problemstellung zeigen wir entsprechend der neueren Forschung, inwiefern Foucaults frühe Positionen von 1954 (in der Einführung zu Binswangers Traum und Existenz sowie in Geisteskrankheit und Persönlichkeit ) das spätere Werk durch eine phänomenologische Deskription des Gegenstands und einen historisch-kritischen Anspruch vorbereitete. Davon ausgehend thematisieren wir die zentralen inhaltlichen und methodologischen Prämissen in Foucaults Wahnsinn und Gesellschaft von 1961. Seine Thesen zur „Abwesenheit des Wahnsinns“ in der Moderne verstehen wir als einen in sich widersprüchlichen Versuch, den Gegenstand der Untersuchung von gängigen Vorannahmen zu befreien. Anschließend situieren wir Foucaults Vorlesungen Die Macht der Psychiatrie von 1973/74 im Kontext seiner machtanalytischen Werkphase und betonen seinen erneuten Standpunktwechsel in den Annahmen zur „Produktivität“ des Wahnsinns als Machteffekt. Abschließend resümieren wir unsere Kritik im Zusammenhang mit der Rezeptionsgeschichte der dargestellten Studien und fragen nach der möglichen Bedeutung dieser Werke für die philosophische und historische Reflexion des psychiatrischen Gegenstandsfeldes.
ISSN:0036-6978
1420-9144
DOI:10.1007/s00048-017-0164-9