Zivildienst zwischen Reform und Revolte: Eine bundesdeutsche Institution im gesellschaftlichen Wandel 1961-1982

Der Beitrag versucht, die Frage nach den Trägern des tief greifenden gesellschaftlichen Wandels des westdeutschen Nachkriegsstaates zu Beginn der 1960er Jahre zu untersuchen. Ziel ist es, bei den Reformen des Zivildienstes die Wirkungen der Studentenbewegung auf Verbände und Parteien und damit auf den parlamentarischen Prozess zu analysieren. Dabei geht es auch um die Frage, inwiefern die Protestbewegung auf ihrem Marsch durch die Institutionen Großorganisationen wie die Kirchen und Gewerkschaften personell und ideologisch durchdrang und damit die Rahmenbedingungen für die Akzeptanz der 68er Ideen maßgeblich veränderte. Gleichzeitig werden die staatliche Zivildienstpolitik und die Reformkonzepte der gesellschaftlichen und politischen Akteure vor der Revolte beleuchtet. Als Quelle wurde auf 19 Archive und auf Interviews mit Zeitzeugen zurückgegriffen. Der abschließende Ausblick verdeutlicht, dass die Studentenbewegung als lauter Teil einer ansonsten eher stillen Revolution kollektiver Einstellungen fungierte. Sie griff frühere Kritik und Reformforderungen auf, stellte sie in größere politische Zusammenhänge und machte Kriegsdienstverweigerung zu einem gesellschaftspolitischen Thema. Dass die 68er Ideen im Parlament eine solche Durchsetzungskraft erlangen konnten, war jedoch nur möglich, weil auch andere Akteure im gewerkschaftlichen und sozialdemokratischen Bereich in die gleiche Richtung zielende Interessen vertraten. (ICH). Die Untersuchung enthält quantitative Daten. Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum 1961 bis 1982.