Niederschwelliger Zugang zum Musikunterricht: Chancen der Zusammenarbeit von Musikschule und Jugendkulturzentrum

Musikmachen erfreut sich unter Jugendlichen in der Schweiz grosser Beliebtheit. Gemäss einer aktuellen Studie (Willemse et al. 2012) musiziert knapp ein Drittel der Heranwachsenden zwischen 12 und 19 Jahren täglich oder mehrmals pro Woche. Auffallend ist der Unterschied zwischen Jugendlichen mit Sch...

Ausführliche Beschreibung

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Hauptverfasser: Huber, Jürg, Turiño, Jesús
Format: Report
Sprache:ger
Online-Zugang:Volltext bestellen
Tags: Tag hinzufügen
Keine Tags, Fügen Sie den ersten Tag hinzu!
Beschreibung
Zusammenfassung:Musikmachen erfreut sich unter Jugendlichen in der Schweiz grosser Beliebtheit. Gemäss einer aktuellen Studie (Willemse et al. 2012) musiziert knapp ein Drittel der Heranwachsenden zwischen 12 und 19 Jahren täglich oder mehrmals pro Woche. Auffallend ist der Unterschied zwischen Jugendlichen mit Schweizer Wurzeln und Gleichaltrigen mit Migrationshintergrund: Während bei diesen 20 Prozent selbst Musik machen, sind es bei jenen 34 Prozent. Noch grössere Differenzen ergeben sich bezüglich sozioökonomischem Status. Dieser Befund deckt sich mit früheren, nicht quantifizierten Feststellungen zur Reichweite von Musikschulen in Deutschland, die nur bestimmte (bildungsnahe) Schichten ansprechen (Görtz 1998, 57). Andererseits sind von soziokulturellen Animatoren und Animatorinnen betriebene Jugendzentren «zum Treffpunkt für materiell benachteiligte bzw. für bildungsbenachteiligte Jugendliche» geworden; sie werden überdurchschnittlich oft von Jugendlichen mit Migrationshinter-grund besucht (Hill 2004c, 336), wobei Musik als wichtiges Instrument der Sinnaneignung und Orien-tierungsfindung dient (Freund 1998, 517). Das Entwicklungsprojekt «Niederschwelliger Zugang zum Musikunterricht» schuf deshalb eine Schnittstelle zwischen einem Jugendkulturzentrum (industrie45 Zug) und einer Musikschule (Musik-schule Zug). Ziel des Projekts war es, sozioökonomisch benachteiligte Jugendliche der Sekundarstufe I in einem zweisemestrigen Programm zum eigenen Musizieren und zum regelmässigen Besuch von Musikunterricht hinzuführen. Auf Workshops zu verschiedenen popmusikalischen Themen folgte ein Bandworkshop, der in einem Auftritt beim lokalen Rockfestival gipfelte. Die mit dem Projekt verknüpfte Begleitforschung der Hochschule Luzern fragte sowohl nach Spezi-fika der Vermittlungsprozesse wie auch nach den Gelingensbedingungen und umfasste Interviews mit den beteiligten Jugendlichen, dem Projektleiter und den Stakeholdern sowie Beobachtungen während der Workshops. Dabei bestätigten sich Befunde über die Bedeutung des Lernens mit und von Peers (Lebler 2008) und über geschlechtsabhängige Differenzen im Erarbeiten von eigenen Songs (Abramo 2011), die beim untersuchten Projekt allerdings teilweise durch Alterseffekte überlagert wurden. Bezüglich Motivation scheint nicht so sehr das gespielte Repertoire entscheidend – ist Rock- und Popmusik doch schon seit längerem auch Thema des schulischen Musikunterrichts (Jost 2010) –, sondern der Aspekt der «Authentizität», der Bezug zur «Real-World-Mu
DOI:10.5449/idslu-001163507