die nicht mehr Ausbeutbaren verrecken zu lassen: Zu einer Broschüre des kommunistischen Sozialhygienikers Georg Benjamin (1895–1942) von 1925 und ihrem Stellenwert im Umkreis des Vereins sozialistischer Ärzte (1919–1933)
Georg Benjamin, der als Jude, Kommunist und Widerstandskämpfer 1942 ermordet wurde, war nicht nur ein engagierter Verfechter einer sozialen Hygiene, sondern auch ein konsequenter Kritiker bestimmter Entwicklungen innerhalb dieser Wissenschaft. Im vorliegenden Beitrag wird zunächst ein orientierender...
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Veröffentlicht in: | Medizinhistorisches Journal 2021-12, Vol.56 (4), p.289-325 |
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1. Verfasser: | |
Format: | Artikel |
Sprache: | ger |
Schlagworte: | |
Online-Zugang: | Volltext |
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Zusammenfassung: | Georg Benjamin, der als Jude, Kommunist und Widerstandskämpfer 1942 ermordet wurde, war nicht nur ein engagierter Verfechter einer sozialen Hygiene, sondern auch ein konsequenter Kritiker bestimmter Entwicklungen innerhalb dieser Wissenschaft. Im vorliegenden Beitrag wird zunächst ein orientierender Überblick über die gesundheitspolitischen Aktivitäten Benjamins inklusive einiger biographischer Aspekte und im Anschluss daran eine zusammenfassende Darstellung seiner sozialhygienischen Vorstellungen gegeben. Gegenstand des darauffolgenden Abschnitts ist eine 34-seitige Broschüre, die Benjamin 1925 unter dem Titel Tod den Schwachen? Neue Tendenzen der Klassenmedizin veröffentlichte. Die Ausführungen dieser Broschüre, in der Benjamin eine dezidierte Kritik an den rassenhygienischen Tendenzen der Weimarer Zeit formuliert, werden anhand eines eng an der Struktur der Broschüre orientierten ausführlichen Kommentars dargestellt. Ausgehend von der Frage, warum in der Broschüre keinerlei sozialistische oder kommunistische Vertreter rassenhygienischer Ideen Erwähnung finden, wird anschließend diese Kritik Benjamins im Kontext des gesundheitspolitischen Diskurses im Umkreis des Vereins sozialistischer Ärzte (VSÄ) - dem bedeutendsten Zusammenschluss linker Ärzte in der Weimarer Republik, dem auch Benjamin selbst angehörte - betrachtet. Dabei wird insbesondere die Debatte um die eugenische (Zwangs-)Sterilisation und deren gesetzliche Regelung thematisiert, die nicht nur in der Broschüre prominent behandelt wird, sondern auch für die gesundheitspolitischen Vorstellungen einiger einflussreicher Mitglieder des VSÄ eine wesentliche Rolle spielte.
Georg Benjamin, who in 1942 was murdered as a Jew, a communist and a resistance fighter, had not only been a committed advocate of social hygiene but also a consistent critic of certain developments in that science. To begin with, this article provides a survey of Benjamin’s health policy activities, including some biographical aspects, followed by a summarizing presentation of his social hygiene ideas. In particular, it will discuss a 34-page pamphlet Benjamin published in 1925 under the title Death to the Weak? New Tendencies in Class Medicine. The core ideas of this pamphlet, in which Benjamin offers a strong criticism of the racial hygiene tendencies of the Weimar period, will be presented by means of a detailed commentary that is closely oriented to the structure of the text. Starting from the question why Benjamin does not men |
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ISSN: | 0025-8431 1611-4477 |