Schlagt das Hitlerei zu Brei.: Politische Strafsachen, Psychopathie und verminderte Zurechnungsfähigkeit im Spiegel psychiatrischer Gutachten Albrecht Langelüddekes, 1937–1945
Zwischen 1937 und 1945 begutachtete der Marburger Psychiater Albrecht Langelüddeke (1889–1977) in gerichtlichem Auftrag 35 Personen, denen politische Vergehen zur Last gelegt wurden. Bei diagnostizierter Psychopathie und gleichzeitiger Anerkennung der Voraussetzungen des § 51, Abs. 2 StGB (verminder...
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Veröffentlicht in: | Medizinhistorisches Journal 2020, Vol.55 (1), p.47-74 |
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1. Verfasser: | |
Format: | Artikel |
Sprache: | ger |
Schlagworte: | |
Online-Zugang: | Volltext |
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Zusammenfassung: | Zwischen 1937 und 1945 begutachtete der Marburger Psychiater Albrecht Langelüddeke (1889–1977) in gerichtlichem Auftrag 35 Personen, denen politische Vergehen zur Last gelegt wurden. Bei diagnostizierter Psychopathie und gleichzeitiger Anerkennung der Voraussetzungen des § 51, Abs. 2 StGB (verminderte Zurechnungsfähigkeit) wird ein Deutungsraum erkennbar, in dem der Mediziner die Anwendung des genannten Paragraphen – jenseits der Dichotomie verrückt/normal – in spezifischer Weise auslotete. Analysiert werden die besondere Technik der psychiatrischen Gutachtenerstellung, die Beurteilungs- und Begründungsmuster sowie die interpretatorischen Spielräume und juristischen Vorgaben. Insbesondere wird der Frage nachgegangen, inwieweit und in welcher Weise politische Aspekte, Kriterien und Inhalte in Langelüddekes Fachgutachten zum Tragen kommen.
Between the years 1937 and 1945 the Marburg psychiatrist Albrecht Langelüddeke (1889–1977) acted on the prosecutor’s behalf as an expert in the case of 35 persons accused of political offense. When psychopathy is diagnosed, while supposing the requirements of § 51, Abs. 2 StGB [German law] to be valid (reduced accountability), a window of interpretation opened up, in which the physician sounded out the application of the said paragraph – beyond the dichotomy insane/normal – in a specific manner. The special technique of psychiatric expertise’s compilation, the patterns of evaluation and argumentation as well as the interpretative range and juridical requirements will be analysed. In particular, the question will be posed to which extent and in which way political aspects, criteria and topics take effect in Langelüddeke’s expert opinions. |
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ISSN: | 0025-8431 1611-4477 |
DOI: | 10.25162/mhj-2020-0002 |