Autorität in den internationalen Beziehungen: Reflexionen über die reflexive Autorität in Michael Zürns Schriften

Der Beitrag setzt sich würdigend und kritisch mit Michael Zürns Arbeiten zur internationalen Autorität auseinander. Dessen potenziell autoritatives Autoritätskonzept weist mehrere Vorzüge auf: Erstens bietet es eine Erklärung für ein Paradox. Warum sollten souveräne Staaten die Kompetenz Externer an...

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Zeitschrift für internationale Beziehungen 2020-07, Vol.27 (1), p.97-109
1. Verfasser: Liese, Andrea
Format: Artikel
Sprache:ger
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Beschreibung
Zusammenfassung:Der Beitrag setzt sich würdigend und kritisch mit Michael Zürns Arbeiten zur internationalen Autorität auseinander. Dessen potenziell autoritatives Autoritätskonzept weist mehrere Vorzüge auf: Erstens bietet es eine Erklärung für ein Paradox. Warum sollten souveräne Staaten die Kompetenz Externer anerkennen, ihnen Ratschläge zu geben bzw. Forderungen an sie zu richten, und zudem noch bereit sein, diesen zu folgen? Zweitens konkretisiert es die u.a. bei Hannah Arendt angelegte Idee der fraglosen Anerkennung, indem es Autoritätsadressaten zugesteht, bestimmte Qualitäten der Autorität zu prüfen. Drittens entkoppelt es Legitimität und Autorität, ohne die Legitimationsbedürftigkeit von Autorität zu opfern. Dies anerkennend plädiert der Beitrag aber dafür, die Legitimationsbedürftigkeit internationaler Autorität nicht auf formal institutionalisierte Beziehungen zu reduzieren, sondern diese auch weiterhin auf informellere, d.h. der Praxis entstammende, Anerkennung und Folgebereitschaft innerhalb von Autoritätsbeziehungen zu beziehen. Die überzeugende begründungstheoretische Fundierung von Autorität sollte zudem nicht dazu verführen, Sozialisationsprozesse in Autoritätsbeziehungen zu übersehen, zumal deren Legitimität kritisch hinterfragbar ist. This article pays tribute to and critically engages with the works of Michael Zürn on international authority. His potentially authoritative concept of reflexive authority contains multiple advantages: First, it explains the paradox of why sovereign states should recognize or even defer to external advice. Second, it adds nuance to Hannah Arendt’s idea of unquestioned recognition, by including the capabilities of the authority takers to examine the quality of authority (holders). Third, it decouples legitimacy and authority without, however, sacrificing the necessity of authority to be legitimized. In light of these important contributions, this article argues that the analysis of legitimation demands should not be reduced to formal, institutionalized relationships of authority. Instead, it calls for a continued inclusion of informal, practice-based recognition and deference. Furthermore, while the reason-based social foundation of authority is convincing, it should not result in overlooking processes of socialization in authority relationships.
ISSN:0946-7165