Hybrider Krieg in Zeiten der Geopolitik? Zur Deutung und Charakterisierung des Donbass-Konflikts

The interpretation of the Donbass conflict is highly controversial – not only in Ukraine, but also among external observers. Two theses are represented particularly prominent: First, the conflict is characterized as a prime example of a "hybrid war"; secondly, based on the perspective of geopolitics, the war is interpreted as the result of competitive, hegemonic claims of the West and Russia. However, both theories operate with a steering and control imperative which reduces the role of local actors and their agendas to dependent variables of great powers. By contrast, the article advocates for a conflict-sociological approach which clearly shows that external actors to a much greater extent are driven by local conflict dynamics than both theses would admit. Die Deutung des Donbass-Konflikts ist umstritten – nicht nur in der Ukraine selbst, sondern auch unter externen Beobachtern. Besonders prominent werden dabei zwei Thesen vertreten: Erstens wird das Kriegsgeschehen als Paradebeispiel für einen „hybriden Krieg“ charakterisiert; zweitens wird der Krieg aus der Warte der Geopolitik als das Resultat konkurrierender, hegemonialer Ansprüche des Westens und Russlands gedeutet. Beide Thesen operieren jedoch mit einem Steuerungs- und Kontrollimperativ, der lokale Akteure und ihre Agenden zu abhängigen Variablen von übergeordneten Mächten degradiert. Dagegen plädiert der Beitrag für eine konfliktsoziologische Betrachtung, die deutlich macht, dass externe Akteure in stärkerem Maße Getriebene einer lokalen Konfliktdynamik sind, als es die beiden Thesen wahrhaben wollen.