Distinktive Selbstverwirklichung
Ziel des Artikels ist, subjektbezogene Arbeitsorientierungen aus theoretischer und empirischer Perspektive einer kritischen Reflexion zu unterziehen. In der Arbeits- und Industriesoziologie hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren die These der normativen Subjektivierung von Arbeit als subjektive...
Gespeichert in:
Veröffentlicht in: | Soziale Welt 2015-01, Vol.66 (4), p.389-409 |
---|---|
Hauptverfasser: | , |
Format: | Artikel |
Sprache: | ger |
Online-Zugang: | Volltext |
Tags: |
Tag hinzufügen
Keine Tags, Fügen Sie den ersten Tag hinzu!
|
Zusammenfassung: | Ziel des Artikels ist, subjektbezogene Arbeitsorientierungen aus theoretischer und empirischer Perspektive einer kritischen Reflexion zu unterziehen. In der Arbeits- und Industriesoziologie hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren die These der normativen Subjektivierung von Arbeit als subjektive Hälfte eines Wandlungsprozesses diskursiv verfestigt. Dem Anspruch, sich in der Arbeit selbst zu verwirklichen, wird ein emanzipatorischer Gehalt unterstellt, da er auf mehr Autonomie von arbeitsgesellschaftlichen Zwängen ziele. Der Annahme wird widersprochen. Hintergrund der These der normativen Subjektivierung waren jugend- und sozialisationstheoretische Annahmen. Ihnen wird die sozialstrukturelle These einer Distinktionsfunktion der Selbstverwirklichung gegenübergestellt. In einer multivariaten Analyse repräsentativer Daten des ALLBUS 1991 und 2010 zeigt sich, dass normative Subjektivierung von Arbeit weder ein Jugendphänomen noch unabhängig von sozialer Herkunft ist. Selbstbezogene Arbeitsorientierungen tauchen empirisch weniger bei jungen Aufstrebenden als bei älteren Arrivierten auf und können habitustheoretisch als Teil einer distinktiven Begriffstopologie, die soziale Ungleichheit reproduziert, dechiffriert werden. The paper aims at reflecting on subject-related work orientation from both a theoretical andempirical perspective. In the German sociology of work and organization the thesis of a normative subjectification is primarily understood as the subjective half of a transformation process. The claim on self-realization in work is assumed to provide emancipatory aspects, because it would aim for more autonomy in the contextual constraint of a labour-oriented society. Our analysis questions this assumption. We will confront theoretical approaches to youth and socialization underlying the thesis of normative subjectification with the socio-structural thesis on the distinctive character of self-realization. Employing a multivariate and representative data analysis of the ALLBUS 1991 and 2010, we will show that normative subjectification neither is a youth phenomenon nor is it independent of social origin. Self-related work orientation occurs less among ambitious youths than with established elderly. Our reading of the concept of habitus suggests that our findings can be decoded as a distinctive semantic that legitimates social inequality and its reproduction. |
---|---|
ISSN: | 0038-6073 |
DOI: | 10.5771/0038-6073-2015-4-389 |