Zur Frage der Manifestationsbedingungen und Häufigkeitszunahme der Pubertätsmagersucht
1. Der familientheoretische Aspekt wird insofern hervorgehoben, als die familieninterne Ideologie der Askese und Überbetonung der Leistung sich mit einer seit ein bis zwei Jahrzehnten hinsichtlich dieser Wertvorstellungen verändernden Gesellschaft — zumindest in Westeuropa und den USA — konfrontiert...
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Veröffentlicht in: | Zeitschrift für Psychosomatische Medizin und Psychoanalyse 1974-01, Vol.20 (1), p.53-59 |
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Hauptverfasser: | , |
Format: | Artikel |
Sprache: | ger |
Schlagworte: | |
Online-Zugang: | Volltext |
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Zusammenfassung: | 1. Der familientheoretische Aspekt wird insofern hervorgehoben, als die familieninterne Ideologie der Askese und Überbetonung der Leistung sich mit einer seit ein bis zwei Jahrzehnten hinsichtlich dieser Wertvorstellungen verändernden Gesellschaft — zumindest in Westeuropa und den USA — konfrontiert sieht. Familien, die dennoch an den überkommenden Normen festhalten, sehen sich damit ständigen Versuchungssituationen ausgesetzt, die angsterzeugend wirken. Die Folge davon ist eine noch stärkere Handhabung der Familienideologie, wodurch die Bedingungen zur Erkrankung eines jugendlichen Familienmitgliedes an Pubertätsmagersucht erleichtert werden. Daraus ergeben sich Möglichkeiten für eine Häufigkeitszunahme dieser Krankheit. 2. Eine weitere mögliche Bedingung hierzu wird darin gesehen, daß in Anbetracht der seit Aufkommen der Subkulturen, wie etwa der Beat- und Hippiebewegung, veränderte Einstellung der Jugendlichen zur Sexualität für die hinsichtlich der Manifestation einer Magersuchterkrankung prämorbiden Mädchen ständige Versuchungssituationen und Isolierung entstehen. Es gelingt diesen Jugendlichen zunehmend weniger, ihre eigenen sexuellen und oral-kaptativen Bedürfnisse zu verleugnen. Dadurch kann es zur Krankheitsmanifestation und damit auch zur Zunahme der Erkrankungshäufigkeit kommen. 3. Schließlich wird erwogen, ob sich die ambivalente Einstellung vieler Jugendlicher hinsichtlich der Übernahme einer bestimmten Geschlechtsrolle deshalb chronifizierend auf den Verlauf der Pubertätsmagersucht auswirken kann, weil diese Patientinnen eine gewisse Rechtfertigung für eigenes Verhalten in jener Einstellung erblicken können, oder ob dadurch auch die Protestspannung, die in dem Krankheitszustand zum Ausdruck kommt, gemindert werden kann. 1. The family-theory aspect is emphasized as far as the internal family ideology of asceticism and overaccentuation of efficiency finds itself confronted with a changed society regarding this concept (at least in Western Europe and USA within the past one or two decades). Families who still retain the traditional norms see themselves as constantly exposed to temptations which produce anxiety. The consequence is a more intense practice of the family ideology, whereby the conditions become more easy for a younger member of the family to fall ill with anorexia nervosa. This could be a possible explanation for the increasing morbidity of the disease. 2. Another possible factor concerns the subcultures, e.g. the Beat- and Hippie-mo |
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ISSN: | 0340-5613 2364-3765 |