Maria de la Pau Janer, Orient, Occident: dues històries d'amor (1998)

Auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts scheint die Mehrheitsmeinung der professionellen und nicht-professionellen Leser vom alten Konzept der μίμησις bzw. imitatio auszugehen und als selbstverständlich zu unterstellen, daß fiktionale Welten, welche auf Orte, Ereignisse, Personen und Zeitabläufe der rea...

Ausführliche Beschreibung

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Ibero-romania 2002-03, Vol.55 (1), p.114-124
Format: Artikel
Sprache:ger
Online-Zugang:Volltext
Tags: Tag hinzufügen
Keine Tags, Fügen Sie den ersten Tag hinzu!
Beschreibung
Zusammenfassung:Auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts scheint die Mehrheitsmeinung der professionellen und nicht-professionellen Leser vom alten Konzept der μίμησις bzw. imitatio auszugehen und als selbstverständlich zu unterstellen, daß fiktionale Welten, welche auf Orte, Ereignisse, Personen und Zeitabläufe der realen Welt zu verweisen vorgeben, nicht nur in wesentlichem Bezug zu ihren Referenzobjekten stünden, sondern daß es insbesondere auch möglich sei, sich durch Literatur Kenntnisse über das Land oder die Gesellschaft, welche diese Literatur hervorgebracht hat, anzueignen. Fiktionale literarische Werke sind aber ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten unterworfen, weder sind sie getreues Abbild der Realität noch vermögen sie dies zu sein. Wenn in einen fiktionalen Text, der nach dem im abendländischen Kulturkreis verbreiteten Selbstverständnis von Literatur überhaupt nicht den Anspruch erhebt, eine wahre, gegebenenfalls auch falsifizierbare Aussage zu treffen, mit – bezogen auf die Wirklichkeit – mehr oder weniger großer Kohärenz Versatzstücke oder zusammenhängende Dinge eben der realen Welt auf nachahmende Weise, vielleicht mit gewissen Veränderungen, eingearbeitet sind, so liegen Grad der Nachahmung und gegebenenfalls Veränderung immer beim Verfasser des jeweiligen Textes, in geringerem Maße auch in der Rezeptionshaltung jedes Lesers begründet, die fiktionalisierten Inhalte stellen aber auf jeden Fall etwas Neuartiges, eine eigene, in sich geschlossene fiktive Welt, dar, die zwar in gewisser kausaler Abhängigkeit von Vorkommnissen und Gegebenheiten der realen oder auch einer gleichfalls fiktiven Welt stehen mag, dennoch aber für sich genommen etwas Eigenständiges verkörpert.
ISSN:0019-0993
DOI:10.1515/IBER.2002.114