NS-Besatzungspolitik und Zwangsarbeit: Ideologie und Herrschaftspraxis
In der Besatzungspolitik des nationalsozialistischen Deutschland während des Zweiten Weltkrieges vermischten sich divergente Zielsetzungen. Vorstellungen von der mittel- und langfristigen Neuordnung der eroberten Räume trafen auf den Willen, die ökonomischen Ressourcen der besetzten Länder für die u...
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Veröffentlicht in: | Zeitschrift für Weltgeschichte 2011-01, Vol.12 (1), p.67-90 |
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1. Verfasser: | |
Format: | Artikel |
Sprache: | eng |
Online-Zugang: | Volltext |
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Zusammenfassung: | In der Besatzungspolitik des nationalsozialistischen Deutschland während des Zweiten Weltkrieges vermischten sich divergente Zielsetzungen. Vorstellungen von der mittel- und langfristigen Neuordnung der eroberten Räume trafen auf den Willen, die ökonomischen Ressourcen
der besetzten Länder für die unmittelbaren Bedürfnisse der Kriegführung nutzbar zu machen. Im Zusammenspiel mit NS-typischen Erscheinungen wie dem Fehlen stringenter Konzeptionen, Ämterpolykratie, wechselnden Prioritäten der obersten Führung und ungeklärten
Hierarchien führte dies zu Besatzungssystemen, die sich rein äußerlich stark unterschieden. Quasi-feudale Herrschaftsgebiete wie die Reichskommissariate in der besetzten Sowjetunion standen Territorien gegenüber, in denen die Deutschen beinahe indirect rule praktizierten,
wie in Dänemark, während anderswo, etwa in Frankreich, die Wehrmacht der oberste Herrschaftsträger blieb. In Berlin gab es keine Instanz, die sich um eine Vereinheitlichung der Macht in Europa bemühte, die man sich doch als dauerhaft und unabänderlich vorstellte. Und
wo zumindest für Teilräume Institutionen etabliert wurden, deren Aufgabe die Durchsetzung allgemeingültiger Verwaltungsprinzipien sein sollte, wählte man bewusst schwache Führungspersönlichkeiten, um das Durchgreifen der zentralen Instanzen nicht zu beeinträchtigen.
So blieb die Gründung des Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete ein Solitär, aus dem sich keinerlei Vorteile für die deutsche Machtausübung ergaben, weil sein Chef Alfred Rosenberg andere Vorstellungen vertrat als die übrige NS-Führung, aber dem
ständigen Berliner Machtkampf nicht gewachsen war. |
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ISSN: | 1615-2581 |
DOI: | 10.3726/84534_67 |