Schreibarten der Leidenschaft im Spannungsfeld von Brief- und Bildungsroman
Mit seinem Roman Pamela, or Virtue Rewarded. In a Series of Familiar Letters of a Beautiful Young Damsel to her Parents (1740) wurde Samuel Richardson nicht nur zum Vater des englischen Romans, sondern vor allem zum Begründer einer Gattung, die sowohl die englischsprachige als auch die gesamte europ...
Gespeichert in:
Veröffentlicht in: | Jahrbuch für internationale Germanistik 2023-01, Vol.55 (1), p.143-168 |
---|---|
1. Verfasser: | |
Format: | Artikel |
Sprache: | eng |
Online-Zugang: | Volltext |
Tags: |
Tag hinzufügen
Keine Tags, Fügen Sie den ersten Tag hinzu!
|
Zusammenfassung: | Mit seinem Roman Pamela, or Virtue Rewarded. In a Series of Familiar Letters of a Beautiful Young Damsel to her Parents (1740) wurde Samuel Richardson nicht nur zum Vater des englischen Romans, sondern vor allem zum Begründer einer Gattung, die sowohl die englischsprachige
als auch die gesamte europäische Literatur der Zeit entscheidend prägte: der Briefroman.1 Die Zeit, in der Richardson sein Werk veröffentlichte, das 18. Jahrhundert, war eine Epoche bedeutender historischer und sozialer Veränderungen in Europa, in der sowohl
die sozialen wie auch die wirtschaftlichen Umgestaltungsprozesse, die in der Französischen Revolution münden sollten, eine grundlegende Rolle im politischen Bereich spielten. Nebenbei öffnete die Einführung von Gefühl und Empfindsamkeit in der Literatur, die ihren
Höhepunkt im Übergang von der Klassik zur Romantik erreichen sollte, die Türen zu neuen Themen, die bis dahin in der Literatur keinen Platz gefunden hatten. In unmittelbarem Zusammenhang damit war auf soziologischer Ebene entscheidend, dass im privaten Bereich die Praxis von
Lesen und Schreiben unter dem Bürgertum als ein differenziertes Merkmal betrachtet wurde. Im Zentrum dieser neuen Lese- und Schreibkultur stand die stets umstrittene Gattung des Romans, in derer Entwicklung nicht nur schreibende Männer eine grundlegende Rolle spielen sollten. Im
Leseumfeld gebildeter Frauen, die trotz aller Fortschritte ihre Gelehrsamkeit auf den privaten Bereich beschränken mussten, waren Schreibformen wie Brief, Tagebuch und Memoiren gleichermaßen erfolgreich. Und gerade das wurde für die Entwicklung der Gattung zu einem entscheidenden
Faktor: Sie verfügten über Zeit und Geld, um sich literarisch zu betätigen, und wurden auf diese Weise zu den Hauptkonsumenten gedruckter Texte, insbesondere in den Städten.2 |
---|---|
ISSN: | 0449-5233 |
DOI: | 10.3726/JIG551_143 |