Strategien niedergelassener Hausärztinnen und Hausärzte bei der Reduktion von Polypharmazie bei alten, multimorbiden Patienten

Die Therapie älterer multimorbider Patienten ist komplex. Die Leitlinien der verschiedenen Fachgesellschaften üben auf die behandelnden Ärzte einen massiven Druck in Richtung Verschreibung von Medikamenten aus. Dieses führt häufig zur Polypharmazie. Eine Revision der Medikation und damit verbundenes...

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1. Verfasser: Dresse, Stephanie
Format: Dissertation
Sprache:ger
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die Therapie älterer multimorbider Patienten ist komplex. Die Leitlinien der verschiedenen Fachgesellschaften üben auf die behandelnden Ärzte einen massiven Druck in Richtung Verschreibung von Medikamenten aus. Dieses führt häufig zur Polypharmazie. Eine Revision der Medikation und damit verbundenes „Herunterverschreiben“ langer Medikamentenlisten gehört zum hausärztlichen Alltag. Wissenschaftlich wurde das genaue Vorgehen der Ärzte und die Schwerpunkte, die sie dabei setzen, bisher noch nicht untersucht. Ziel dieser Arbeit war es daher, einen detaillierten Einblick in die Strategien niedergelassener Hausärztinnen und Hausärzte bei der Reduktion von Polypharmazie bei alten, multimorbiden Patienten zu schaffen. Konkrete Fragen waren: • Wie ist die Medikamentenrevision strukturell in der Praxis verankert? • Welche Überlegungen und Instrumente fließen in den Entscheidungsprozess und die verschiedenen Umsetzungsstrategien ein? • Welche Rolle spielen insbesondere ärztliche Kollegen und Patienten in diesem Prozess? Im Rahmen dieser qualitativen Studie wurden 13 Interviews mit praktizierenden Hausärztinnen und –ärzten geführt. Die Befragten waren im Schnitt 54,2 Jahre alt, hatten in ihren Praxen durchschnittlich 914 Scheine pro Quartal und ca. 43% Patienten über 65 Jahre. Die Interviews wurden aufgezeichnet und vollständig transkribiert. Mit der Software MaxQDA11 wurde das Datenmaterial mit Hilfe von 218 aus dem Material entwickelten Codes strukturiert, 1.079 Textstellen wurden codiert. Die Auswertung der Codes ergab sechs Themenkomplexe, anhand derer die Ergebnisse und die Diskussion strukturiert wurden: • Revisionsanlässe, • wissenschaftliche Evidenz, • klinische Expertise der Hausärztinnen und Hausärzte, • Mitbestimmung des Patienten, • praktische Umsetzung einer Medikamentenrevision/-reduktion und • Verbesserungsvorschläge. Die Anlässe zur Revision und Reduktion von Medikamenten sind vielfältig und sehr unterschiedlich stark in Praxisroutinen verankert. Leitlinien und evidenzbasierte Entscheidungshilfen wurden von den Ärzten als häufig wenig hilfreich insbesondere für die Gruppe der älteren, multimorbiden Patienten kritisiert. Hier läge wenig wissenschaftliche Evidenz vor. Die Ärzte verlassen sich bei der Reduktion von Medikamenten stark auf ihr pharmakologisches Wissen und ihre Erfahrungen. Hinsichtlich der Reduktion sind Medikamente mit folgenden Eigenschaften im besonderen Fokus der Ärzte: neu zugelassene Medikamente, Psychopharmaka, Medikamente mit lebens