Ferdinand Möller und seine Galerie : ein Kunsthändler in Zeiten historischer Umbrüche
Der Galerist Ferdinand Möller spielt in der heutigen Forschung zur Erfassung der Zeit des Nationalsozialismus eine wichtige Rolle, weil er einer der vier beauftragten Kunsthändler war, die für die Nationalsozialisten die Bestände der Entarteten Kunst ins Ausland verkaufte. Außerdem existierte seine...
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Format: | Dissertation |
Sprache: | ger |
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Zusammenfassung: | Der Galerist Ferdinand Möller spielt in der heutigen Forschung zur Erfassung der Zeit des Nationalsozialismus eine wichtige Rolle, weil er einer der vier beauftragten Kunsthändler war, die für die Nationalsozialisten die Bestände der Entarteten Kunst ins Ausland verkaufte. Außerdem existierte seine Galerie von Beginn der Weimarer Republik an bis in die Nachkriegszeit in den besetzten Gebieten Deutschlands und konnte aufgrund des vorhandenen Nachlasses eine nahezu lückenlose Betrachtung des Ablaufes der Entwicklung des deutschen Kunsthandels möglich machen.
Ferdinand Möller gründete die Galerie bereits 1917, in den letzten Kriegsjahren des Ersten Weltkrieges, in Breslau. Während der Weimarer Republik existierte der Kunstbetrieb in der wachsenden Metropole Berlin und erlebte die wirtschaftlichen Krisen und zunehmende Radikalisierung der Gesellschaft. In dieser Zeit konzentrierte sich Möller auf die Kunst des deutschen Expressionismus rund um die Künstlergruppe Brücke. Karl Schmidt-Rottluff und Otto Mueller gehörten zum Repertoire der Galerie. Künstler des Verismus oder der Neuen Sachlichkeit waren dagegen nicht vertreten oder wurden es nur in Ausnahmefällen. Diese Auswahl begründet sich nach heutigem Forschungsstand auf den hohen Marktwert der Künstler in dieser Zeit aber auch die persönliche Präferenz des Galeristen.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten veränderte sich Möllers Künstlerbestand deutlich. Zwar behielt er die Künstler in der Galerie, die seit langem den Bestand prägten, doch öffnete Möller vor allem für die jungen nationalsozialistischen Künstler seine Tür. Die Künstlergruppe Der Norden erhielt von Möller eine besondere Unterstützung und wurde umfassend ausgestellt. Diese Tendenz der Geschäftsleitung hielt einige Jahre an und auch der Handel mit den Werken der deutschen Moderne blieb weiterhin bestehen.
Im Jahr 1937 stellte Möller überraschend seinen Ausstellungsbetrieb ein. Offenbar schätzte der Galerist das Risiko, wider den NS-Vorgaben expressionistische Kunst auszustellen, als hoch ein, obwohl Möller über ein umfangreiches Netzwerk zum Propagandaministerium und einzelnen Regierungsvertretern verfügte und Mitglied im Kampfbund für deutsche Kultur war.
Ab 1938 stand Möller in Verhandlungen mit der Verwertungskommission, die den Verkauf der "Entarteten Kunst" ins Ausland beschlossen hatte und vorantrieb. Ein Kaufvertrag von 1939 über mehrere expressionistische Werke ist einer von 10 nachgewiesenen Verträgen, durch die Möller bis 1941 |
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