Metakritik des „autoritären Liberalismus: Zur ordoliberalen Kritik des „Wirtschaftsstaates“ und ihrer Rezeptionsgeschichte in der Bundesrepublik Deutschland
Es gehört zu den Gemeinplätzen der Forschung zur Demokratie in Deutschland, dass der von Hermann Heller 1932 ins Gespräch gebrachte Begriff des „autoritären Liberalismus“ über Schmitt hinaus auch den „starken Staat“ der Ordoliberalen im Visier hatte und daher auch Alexander Rüstow und Walter Euckens...
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Veröffentlicht in: | Revue d'Allemagne et des Pays de langue allemande 2022-12, Vol.54 (2), p.395-411 |
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1. Verfasser: | |
Format: | Artikel |
Sprache: | ger |
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Online-Zugang: | Volltext |
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Zusammenfassung: | Es gehört zu den Gemeinplätzen der Forschung zur Demokratie in Deutschland, dass der von Hermann Heller 1932 ins Gespräch gebrachte Begriff des „autoritären Liberalismus“ über Schmitt hinaus auch den „starken Staat“ der Ordoliberalen im Visier hatte und daher auch Alexander Rüstow und Walter Euckens Sympathien für eine autoritär-diktatorische Staatsform thematisieren wollte. Die Idee wurde in den 1980er Jahren durch die Monographien von Claus-Dieter Krohn und Dieter Haselbach popularisiert und so stark verankert, dass sogar erklärte Anhänger der ordoliberalen Tradition heute über die „präfaschistischen“ Überzeugungen von Eucken und Rüstow sprechen. Dieser Artikel will auf diese Debatte zurückkommen, indem er die Frage sozusagen von hinten aufrollt: Ausgehend von einer eingehenden Analyse der Argumentationen von Krohn und Haselbach wird deren Stichhaltigkeit anhand einer Rückkehr zu den Quellentexten der frühen 1930er kritisiert. Die tragende Idee ist, dass man, vor dem Hintergrund der neueren Forschung zur Demokratiegeschichte in der Zwischenkriegszeit, eine differenziertere Analyse der Argumentationen von Rüstow und Eucken erstellen kann, die im Endeffekt nicht im antirepublikanischen Lager zu verorten sind.
The idea that the concept of “authoritarian liberalism” that Hermann Heller developed in 1932 was also aimed, beyond Carl Schmitt, at the Ordoliberal “strong state” and thus undertook to thematize the sympathies of Alexander Rüstow and Walter Eucken for an authoritarian and dictatorial form of state, has become a commonplace in the research on the subject. This thesis was popularized in the 1980s by the monographs of Claus-Dieter Krohn and Dieter Haselbach and is now so firmly established that even the declared supporters of the ordoliberal tradition today speak of Eucken’s and Rüstow’s “pre-fascist” convictions before 1933. This article intends to revisit this debate by taking up the issue, so to speak, in reverse: after a thorough analysis of Krohn’s and Haselbach’s arguments, it criticizes their relevance and historical accuracy by going back to the source texts from the early 1930s. The idea behind the whole argument is that, in the light of the recent research on democracy in the interwar period, it is possible to defend a more nuanced analysis of the arguments of Rüstow and Eucken and to show that they are, in the end, not necessarily in the anti-republican camp.
L’idée que le concept de « libéralisme autoritaire » que Hermann Heller développe e |
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ISSN: | 0035-0974 |
DOI: | 10.4000/allemagne.3249 |