Von der Kunst, „gesund zu sein, wenn man krank ist: Karl Jaspers über Krankheit, über sich und im Gespräch mit Hannah Arendt

Karl Jaspers war zeitlebens krank. Die Diagnose lautete Bronchiektasen und sekundäre Herzinsuffizienz. In seinem wissenschaftlichen Werk, dem persönlichen Briefwechsel und in autobiographischen Aufzeichnungen reflektiert er über das Kranksein. Im Spannungsfeld zwischen den Ansprüchen an sich selbst,...

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Medizinhistorisches Journal 2019-09, Vol.54 (3), p.188-208
Hauptverfasser: Bondio, Mariacarla Gadebusch, Herrmann, Ingo F
Format: Artikel
Sprache:ger
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Beschreibung
Zusammenfassung:Karl Jaspers war zeitlebens krank. Die Diagnose lautete Bronchiektasen und sekundäre Herzinsuffizienz. In seinem wissenschaftlichen Werk, dem persönlichen Briefwechsel und in autobiographischen Aufzeichnungen reflektiert er über das Kranksein. Im Spannungsfeld zwischen den Ansprüchen an sich selbst, den Erwartungen der Umwelt und den gesetzten Grenzen der Physis entsteht Jaspers Auffassung von chronischer Krankheit als Schicksal und existentiellem Ausnahmezustand. Es gelingt ihm als Kranker, Arzt und Philosoph, sich mit einer Redefinition des Gesundheitskonzeptes kritisch gegenüber der Medizin seiner Zeit zu äußern und damit eine aus medizinhistorischer und -ethischer Perspektive signifikante Position zu vertreten. Im Folgenden wird die Auseinandersetzung des nicht sichtbar kranken Jaspers mit dem Kranksein als „Grundtatsache“ seines Daseins rekonstruiert. Seine Konzepte vom Arzt, von Gesundheit außerhalb der Norm und von Freiheit trotz Begrenzung werden anhand veröffentlichter und unveröffentlichter Zeugnisse sowie des von 1926 bis 1969 geführten Briefwechsels mit Hannah Arendt ausgelotet. Karl Jaspers was sick all his life. The diagnosis was bronchiectasis and secondary heart failure. In his scholarly work, autobiographical notes and personal correspondence he reflected on “Kranksein” (being sick). Jaspers’ concept of chronic illness as destiny and existentially exceptional state emerges from the tension between his expectations of himself, societal demands, and the given limits of physicality. As a philosopher, physician and sick person, he succeeded in expressing himself critically on the medicine of his time and in redefining health – adopting a significant position from a medico-historical and ethical perspective. This article reconstructs how the not-visibly-sick Jaspers reconciles himself with his illness as a “basic fact” of his existence. Furthermore, his conception of what a doctor is, of health as a state that lies beyond given norms and freedom in spite of limitation are explored. This investigation is based on both published and unpublished works as well as on the correspondence between Karl Jaspers and Hannah Arendt from 1926 to 1969.
ISSN:0025-8431
1611-4477
DOI:10.25162/mhj-2019-0006