Porträt einer Ägypterin
Wann Müller dieses Frauenportrait gemalt hatte, ist nicht nachvollziehbar. Müller war in den Jahren von 1873/74 bis 1885/86 insgesamt neunmal in Ägypten, auf jedem dieser mehrmonatigen Aufenthalte fertigte er eine große Anzahl von Studien und Portraits von Einheimischen. Besonders hervorgehoben wurd...
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Zusammenfassung: | Wann Müller dieses Frauenportrait gemalt hatte, ist nicht nachvollziehbar. Müller war in
den Jahren von 1873/74 bis 1885/86 insgesamt neunmal in Ägypten, auf jedem dieser mehrmonatigen Aufenthalte
fertigte er eine große Anzahl von Studien und Portraits von Einheimischen. Besonders hervorgehoben wurde
dabei das Gesicht, Bekleidung und räumliches Umfeld waren Nebensache. Ähnlich dem Sphinxgesicht von heute,
dem Portrait eines jungen Mädchens, das sich in der Schausammlung der Österreichischen Galerie befindet, ist
es auch hier nicht möglich, die mit raschen Pinselzügen festgelegte Form des Kleides der Dargestellten
abzulesen. Reich schattierte Grau- und Beigetöne lassen das Gefältel des Stoffes ahnen, durchscheinende
Bleistiftstriche deuten die Form des Ausschnittes an, doch bereits darin erschöpft sich die Aufmerksamkeit
des Malers. Über die Form des Oberkörpers werden wir nur vage informiert. Dagegen konzentrierte er sein
Interesse auf ihr Antlitz. In wohl gesetzten Pinselstrichen, mit fein ineinander übergehenden Farbtönen sind
Stirn und Wangen modelliert, in zarter Schattierung hebt sich das weiche Kinn vom schlanken Hals ab. Die
leicht zusammengewachsenen Augenbrauen, die kräftige Nase, die vollen Lippen, das tiefschwarze krause Haar
verleihen dem Aussehen der Frau den spezifischen Charakter. Dominiert wird das Gesicht jedoch von den
samtigbraunen Augen. Die weiße Kopfbedeckung und die großen Ohrringe sind der einzige Schmuck, den die Frau
trägt. — Im Gegensatz zu den Kopfskizzen, die Müller nachweislich in seine großen Genregemälde einbaute,
wurden diese Portraits um ihrer selbst willen geschaffen. Haja erinnert die Gegenüberstellung von
skizzenhafter Ausführung und feinteiliger, genauer Zeichnung an das illusionistische "non finito der
Lenbachschen Porträtkunst seit den späten 70er Jahren". Eine gegenseitige Beeinflussung von Müller und Franz
von Lenbach ist nicht auszuschließen, die beiden Künstler waren einander freundschaftlich verbunden und
hielten sich im Winter 1875/1876 gemeinsam in Kairo auf. — Literatur: Seligmann, Adalbert Franz (Hrsg.):
Carl Leopold Müller. Ein Künstlerleben in Briefen, Bildern und Dokumenten, Wien, Berlin, Leipzig, München
1922; Zemen, Herbert (Hrsg.): Leopold Carl Müller 1834-1892. Briefe und Dokumente, Wien 1996; Wimmer,
Günther: Der Orientmaler Leopold Carl Müller, in: Orient. Österreichische Malerei zwischen 1848 und 1914,
hrsg. v. Erika Mayr-Oehring, Ausst. Kat. Residenzgalerie Salzburg 1997, S. 57-71; Haja, Martina
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