One Zins Fits All? Die Gratwanderung der EZB

Die Europäische Zentralbank steht vor der Herausforderung, in der wirtschaftlich heterogenen Eurozone einen einheitlichen Zinssatz setzen zu müssen. Dieser ist mit den unterschiedlichen wirtschaftlichen Bedingungen der einzelnen Mitgliedstaaten oft nur schwer vereinbar, was zu übermäßig restriktiver...

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Veröffentlicht in:Wirtschaftsdienst (Hamburg) 2024, Vol.104 (9), p.644-650
1. Verfasser: Hungerland, Wolf-Fabian
Format: Artikel
Sprache:ger
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die Europäische Zentralbank steht vor der Herausforderung, in der wirtschaftlich heterogenen Eurozone einen einheitlichen Zinssatz setzen zu müssen. Dieser ist mit den unterschiedlichen wirtschaftlichen Bedingungen der einzelnen Mitgliedstaaten oft nur schwer vereinbar, was zu übermäßig restriktiver oder lockerer Geldpolitik in einzelnen Eurostaaten führt. Besonders auffällig war dies während der globalen Finanz- und Eurokrise und des jüngsten Inflationsschubs. Es scheint eine erhebliche Diskrepanz zwischen den tatsächlichen Zinssätzen der EZB und den nach der Taylor-Regel abgeleiteten Zinssätzen zu geben. Diese Diskrepanz hängt stark von der Annahme über die Höhe des natürlichen Zinssatzes ab und und lässt sich nur mit geldpolitischen Maßnahmen jenseits des Leitzinses verstehen. This paper analyses the European Central Bank's (ECB) challenge in applying a uniform interest rate across the economically diverse Eurozone using the Taylor Rule. The analysis reveals that the ECB's one-size-fits-all interest rate often fails to align with the economic conditions of individual member states, leading to periods of overly restrictive or loose monetary policy, especially noticeable during significant events like the global financial and euro crisis and during the recent inflation spike. The findings suggest a significant mismatch between the ECB's actual rates and those recommended by the Taylor Rule, with the discrepancies largely dependent on the assumed natural interest rate. The analysis reveals that varying assumptions about the natural rate significantly affect the perceived appropriateness of the ECB's policies, and that only the inclusion of monetary policy instruments beyond the interest rate help explain these findings.
ISSN:1613-978X
DOI:10.2478/wd-2024-0165