Wohlstand in Gefahr? Ursachen und Folgen von Populismus
Ursula Münch, Politische Akademie Tutzing, erklärt, dass Populisten und Extremisten für den eigenen Erfolg die Skepsis der Wählerschaft gegenüber dem parlamentarischen System und das Misstrauen gegenüber den seriösen Parteien für ihren eigenen Erfolg benötigen. Um dem Glaubwürdigkeits- und Ansehensv...
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Veröffentlicht in: | Ifo schnelldienst 2024, Vol.77 (3), p.3-32 |
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Hauptverfasser: | , , , , , , , , , , , , , , , , , |
Format: | Artikel |
Sprache: | ger |
Online-Zugang: | Volltext |
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Zusammenfassung: | Ursula Münch, Politische Akademie Tutzing, erklärt, dass Populisten und Extremisten für den eigenen Erfolg die Skepsis der Wählerschaft gegenüber dem parlamentarischen System und das Misstrauen gegenüber den seriösen Parteien für ihren eigenen Erfolg benötigen. Um dem Glaubwürdigkeits- und Ansehensverlust der politischen Amts- und Mandatsträger zu begegnen, sei in erster Linie Sacharbeit erforderlich. Nicht auf Nebenschauplätzen, sondern dort, wo ein Großteil der Bevölkerung staatliches Handeln vermisse, allen voran innere und äußere Sicherheit, Erhalt der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit, Steuerung von Migration und Bereitstellung zukunftsfähiger Infrastrukturen. Armin Nassehi, Ludwig-Maximilians-Universität München, sieht aktuell keine Hinweise auf eine grundlegende Spaltung der Gesellschaft, noch eine grundlegende Gefährdung des politischen Systems. Was sich aber konstatieren lasse, sei eine hohe Sensibilität für bestimmte Themen, die sich in Verteilungs-, Zugehörigkeits- und Anerkennungskonflikten niederschlagen. Die populistische Gefahr in Deutschland sei (noch) nicht, dass Populisten an die Macht kommen, zumindest nicht im Bund. Aber der Zuspruch für die AfD und womöglich entstehende populistische Alternativen zur selbsternannten Alternative hemme die Möglichkeit des zivilisierten Streits um bessere Lösungen. Aus Sicht von Joe Kaeser, Siemens Energy und Daimler Truck, sei Rechtspopulismus eine reale Bedrohung für die Demokratie und die Wirtschaft. Es gehe darum, die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft zu sichern und die Grundlagen für nachhaltiges und inklusives Wachstum zu schaffen. Nur in einer offenen, demokratischen und gerechten Gesellschaft könne die Wirtschaft gedeihen und ihr Potenzial entfalten. Programmatisch sei die AfD weitestgehend die wirtschaftsliberale Partei, als die sie gestartet ist, geblieben. Trotzdem träfe sie auf Ablehnung der deutschen Wirtschaft, wie eine Befragung von Hauptgeschäftsführern großer Verbände ergeben habe, erklären Knut Bergmann und Matthias Diermeier, IW Köln. Vielmehr werde die Partei als politische wie ökonomische Bedrohung gesehen. Die Wählerschaft der AfD stünde sozialpolitischen Maßnahmen sehr kritisch gegenüber. Mit einer Fokussierung auf regionalpolitische Themen, um im industrialisierten ländlichen Raum über Investitionsförderung den Wohlstand zu sichern, könnten die etablierten Parteien Wählerinnen und Wähler zurückgewinnen. Wachsende wirtschaftliche Unsicherheiten und zunehmende regionale Disparität |
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ISSN: | 0018-974X |