Vietnam: Land-Stadt-Migration als Folge von Doi Moi – Das Beispiel Hanoi

Der Ende April diesen Jahres abgehaltene IX. Parteitag der Kommunistischen Partei Vietnams hat deutlich gemacht, dass die Parteiführung den auf dem VI. Parteitag 1986 eingeschlagenen Reformkurs, der unter dem Namen ‚Doi Moi’ (übersetzt: Erneuerung) bekannt geworden ist, weiter fortsetzen will. Hinte...

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Veröffentlicht in:Pacific geographies 2001-08 (16), p.12-14
1. Verfasser: Michael Waibel
Format: Artikel
Sprache:eng
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Beschreibung
Zusammenfassung:Der Ende April diesen Jahres abgehaltene IX. Parteitag der Kommunistischen Partei Vietnams hat deutlich gemacht, dass die Parteiführung den auf dem VI. Parteitag 1986 eingeschlagenen Reformkurs, der unter dem Namen ‚Doi Moi’ (übersetzt: Erneuerung) bekannt geworden ist, weiter fortsetzen will. Hinter dem Schlagwort Doi Moi verbirgt sich eine vom Staat gesteuerte in allen Wirtschaftsbereichen durchgeführte graduelle Abkehr von der Plan- hin zur Marktwirtschaft. Dieser Transformationsprozess hat Vietnam sehr schnell außerordentliche wirtschaftliche Erfolge gebracht, die den Lebensstandard der Bevölkerung insgesamt deutlich steigerten. So wandelte sich das Land binnen weniger Jahre von einem Importland von Nahrungsmitteln in einen der größten Reisexporteure der Welt, die Inflationsrate konnte drastisch gesenkt werden und das durchschnittliche jährliche Wirtschaftswachstum zählte zu den höchsten der Welt. Am stärksten haben die beiden großen Metropolen des Landes Ho Chi Minh Stadt und Hanoi von dem Transformationsprozess profitiert. Die ökonomischen sowie sozialen Veränderungen im Zuge der Doi Moi Reformen zeigen sich hier am stärksten. Aber auch die Schattenseiten des Transformationsprozesses, etwa die mit einer wachsenden Einkommenspolarisierung einhergehende Zunahme der sozialen und wirtschaftsräumlichen Disparitäten, der Anstieg der Arbeitslosigkeit, zunehmen- de Umweltverschmutzung, Kriminalität, Korruption und Prostitution sind hier deutlicher erkennbar. Wie zuvor auch in China stellte der Übergang des staatlichen Eigentumssystems und der Planwirtschaft zu Privateigentum und Marktwirtschaft die Initialzündung für Binnenmigrationsbewegungen dar, die in Vietnam jedoch nicht solch gigantischen Ausmaße wie im Nachbarland erreicht haben. Obwohl die Land-Land-Migration offiziell noch immer die dominierende Migrationsart in Vietnam ist, hat die Land-Stadt-Migration nach Einsetzen der Doi Moi Re- formen beträchtlich an Bedeutung zugenommen. Während die Land-Land-Migration noch zum Teil im Rahmen von staatlichen verordneten Umsiedlungsprogrammen erfolgt, ist die Land-Stadt-Migration in der Regel ausschließlich auf individuelle Entscheidungen der Migranten zurückzuführen. Im Vergleich mit der Situation in den südostasiatischen Nachbarländern wird von Experten der UNDP der Umfang der Land-Stadt-Migration in Vietnam bislang als nicht besonders groß bezeichnet (vgl.: UNDP 1998: 6). Nach Ho Chi Minh Stadt stellt Hanoi innerhalb des Gesamtstaates Vietnam den zweitwicht
ISSN:2196-1468
2199-9104