Einleitung: Polyamorie

Die Vorstellung, dass wir mehrere Menschen zugleich lieben können, wird in modernen, westlich geprägten Gesellschaften sowohl als fast trivialerweise wahr anerkannt, als auch als grundsätzlich verfehlt abgelehnt. Während beispielsweise kein Zweifel daran besteht, dass wir üblicherweise unsere Eltern...

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Zeitschrift für Praktische Philosophie 2023-12, Vol.10 (2)
Hauptverfasser: Michael, Kühler, Loh, Janina
Format: Artikel
Sprache:eng ; ger
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die Vorstellung, dass wir mehrere Menschen zugleich lieben können, wird in modernen, westlich geprägten Gesellschaften sowohl als fast trivialerweise wahr anerkannt, als auch als grundsätzlich verfehlt abgelehnt. Während beispielsweise kein Zweifel daran besteht, dass wir üblicherweise unsere Eltern und zeitgleich etwaige Geschwister sowie umgekehrt Eltern für gewöhnlich alle ihre Kinder lieben und wir zudem zumeist mehrere enge und tiefe Freundschaften pflegen, ist die gesellschaftlich vorherrschende Auffassung von romantischer Liebe weitgehend von der Idee geprägt, dass es sich ausschließlich um exklusive Zweierbeziehungen handeln könne. Darüber hinaus haftet allen von der romantischen exklusiven Paarbeziehung abweichenden Formen, Liebe in Beziehungskonstellationen zu leben, eine diese moralisch mindestens als implizit fragwürdig, wenn nicht sogar offen als verwerflich kennzeichnende Be- beziehungsweise Verurteilung an. Tatsächlich gibt es allerdings viele Alternativen zur Monogamie. Der vermutlich berühmtesten, der Polyamorie, widmet sich der vorliegende Schwerpunkt. Das Wort „Polyamorie“ ist ein griechisch-lateinischer Hybrid (griech. polýs, viel/mehrere; lat. amor, Liebe) und die Bezeichnung für das zeitgleiche und konsensuelle Eingehen mehrerer Liebesbeziehungen. „Polycule“ ist das englische Kunstwort für eine ganze Reihe deutscher Ausdrücke für polyamore Beziehungsmodelle wie etwa auch „konsensuell- nichtmonogames Beziehungsnetzwerk“, „Sorgegemeinschaft“, „Wahlfamilie“ oder „Polykül“. Polyamore Beziehungsmodelle sind demnach breit gefächert und können letztlich alle möglichen Beziehungskonstellationen zwischen Personen umfassen, die einander auf die eine oder andere liebende Weise nahestehen. Dieser Schwerpunkt wirft vereinzelt Schlaglichter der philosophischen und ethischen Reflexion auf einige der Fragen und Herausforderungen, die sich hinsichtlich ethischer Polyamorie stellen beziehungsweise die mit dieser Form der nichtmonogamen Beziehungspraxis und -haltung einhergehen. Unsere Autor*innen eröffnen Diskussionsräume über einige grundlegende Aspekte einer Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Polyamorie. Damit stecken wir mit diesem Schwerpunkt das große Feld der philosophischen und ethischen Analyse rund um die Polyamorie lediglich grob ab – eine systematische und umfassende philosophische Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Polyamorie muss an anderer Stelle erfolgen. Nichtsdestotrotz erleichtern wir mit diesem Schwerpunkt den Einstieg in d
ISSN:2409-9961
2409-9961
DOI:10.22613/zfpp/10.2.5