Horror- und Gewaltvideokonsum bei Jugendlichen. Eine Untersuchung von Sprachproben von Videokonsumenten mit der Gottschalk-Gleser-Sprachinhaltsanalyse
Dr. Hans Hopf, analytischer Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut, und Dipl.-Psych. Dr. Rudolf H. Weiß, Studien-Professor beim Oberschulamt Stuttgart, berichten hier über eine Befragung von württembergischen Schülerinnen und Schülern zu ihrem Fernseh- und Videokonsum, die im Jahre 1990 durchgefüh...
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Veröffentlicht in: | Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie 1996, Vol.45 (5), p.179-185 |
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Hauptverfasser: | , |
Format: | Artikel |
Sprache: | ger |
Schlagworte: | |
Online-Zugang: | Volltext |
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Zusammenfassung: | Dr. Hans Hopf, analytischer Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut, und Dipl.-Psych. Dr. Rudolf H. Weiß, Studien-Professor beim Oberschulamt Stuttgart, berichten hier über eine Befragung von württembergischen Schülerinnen und Schülern zu ihrem Fernseh- und Videokonsum, die im Jahre 1990 durchgeführt wurde. Es zeigte sich, daß ein hoher Prozentsatz von überwiegend männlichen Schülern an Haupt- und Sonderschulen exzessiv und regelmäßig Filme mit Horror und Gewaltdarstellungen kosumierte, die indiziert und beschlagnahmt waren. Von einem Teil der Probanden wurden Tonbandprotokolle mit Sprachproben erhoben und ausgewertet. Dabei wurden Wenigseher und Vielseher miteinander verglichen... Es zeigte sich, daß Vielseher von Horror- und Gewaltfilmen häufiger über Film- und Fernsehinhalte berichten. Offenbar befassen sich Vielseher in Gedanken häufiger mit diesen Filminhalten. Auch war bei den männlichen Vielsehern von Filmen mit Gewaltdarstellungen die Sprache aggressiver als bei jenen, die solche Filme nicht oder nur selten ansehen. Die beiden Autoren sehen diese Tatsache nicht einfach als Ergebnis eines erhöhten Konsums von entsprechenden Videofilmen. Vielmehr nehmen sie an, daß männliche dissoziale Persönlichkeiten eine stärkere Affinität zum Konsum solcher Filme zeigen, weil so eine Projektion ihrer Gewaltphantasien möglich sei und dies ihnen einen zeitweise psychische Erleichterung verschaffe. Das bedeute jedoch nicht, daß sich auf diese Weise die aggressiven Phantasien abbauten, sondern es komme lediglich zur zeitweisen Regression. Nach Konsum eines Filmes mit Gewaltdarstellungen komme es nach klinischer Erfahrung erneut zu aggresivem Verhalten und meist zu verstärkten Gewaltphantasien. Bei geringer sozialer Einbindung und vorhandener Ich-Schwäche seien dann entsprechende Handlungen auszuschließen... Das exzessive Sehen von Gewaltfilmen setze bewußte und unbewußte Lernprozesse in Gang und es komme zu ständigen Wechselwirkungen: Aggressive Persönlichkeiten schauten häufiger Gewaltfilme an und das exzessive Sehen führe wiederum zur Zunahme der bereits vorhandenen Aggressivität. (KMK). |
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ISSN: | 0032-7034 |