Gegenöffentliche Problematisierung polizeilicher Nekropolitik: Forensic Architecture’s Investigation des Polizeieinsatzes in Hanau

Während wir in Städten derzeit die Aufrüstung der Polizei erleben, problematisieren zivilgesellschaftliche Akteur_innen die Polizei als ausführende Institution rassistischer Nekropolitik. Forensic Architecture, eine interdisziplinäre Forschungsagentur, hat sich darauf spezialisiert, marginalisiertes...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Suburban 2024-09, Vol.12 (2/3)
1. Verfasser: Godarzani-Bakhtiari, Mina
Format: Artikel
Sprache:ger
Online-Zugang:Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Während wir in Städten derzeit die Aufrüstung der Polizei erleben, problematisieren zivilgesellschaftliche Akteur_innen die Polizei als ausführende Institution rassistischer Nekropolitik. Forensic Architecture, eine interdisziplinäre Forschungsagentur, hat sich darauf spezialisiert, marginalisiertes Wissen über Gewaltereignisse durch die Analyse visueller und audiovisueller Artefakte zu validieren und alternative Deutungen als Evidenz zu produzieren. Dieser Aufsatz untersucht mittels des Fallbeispiels Hanau, wie der Akteur eine gegenöffentliche Perspektive auf die polizeiliche Handhabung des Anschlags in Hanau herstellt. Ich werde zeigen, dass Forensic Architecture in der Untersuchung zwischen politischer Positionierung und positivistischer Beweisführung vermittelt. Während die Betroffenenperspektive den politischen Rahmen der Untersuchung bildet, wird Evidenz hochgradig positivistisch hergestellt. Zentral ist bei der Herstellung von Evidenz eine neue Form von Objektivität durch Raum, die ich als spatial objectivity bezeichne. Das Fallbeispiel ist damit ein paradigmatisches Beispiel für die Art und Weise, wie in der Spätmoderne durch technisierte und mediatisierte Prozesse politische Kritik an urbaner Nekropolitik geübt wird. While we are currently experiencing the militarization of police forces in cities, the civil society is problematizing the police as a necropolitical racist institution. Forensic Architecture is an interdisciplinary research agency that specializes in validating marginalized knowledge about violent events through the analysis of visual and audiovisual artefacts and producing alternative interpretations as evidence. Using the case of Hanau, this essay examines how the actor creates a counter-public perspective of the police treatment of the attack in Hanau. Analyzing video artefacts from Forensic Architecture, I will show that they negotiate between political positioning and positivist evidence creation. While the victim’s perspective forms the political framework of the investigation, evidence is produced in a highly positivist manner. Central to the production of evidence is a new form of objectivity through space, which I call spatial objectivity. The case study is thus a paradigmatic example of the way in which political criticism of urban necropolitics is exercised in late modernity through technisized and mediatized processes.
ISSN:2197-2567
2197-2567
DOI:10.36900/suburban.v12i2/3.955