Symbiosozialität – Zwischen Leben und Gesellschaft
Egal, ob es um die gestörte Beziehung des Menschen zu seinem Mikrobiom, die Auflösung von vitalen Banden in Ökosystemen oder die Beeinträchtigung des planetarischen Stoffwechsels geht – die Gegenwart ist heute durch eine Krise symbiotischer Beziehungen gekennzeichnet, die sowohl sozial induziert als...
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Veröffentlicht in: | ZTS Zeitschrift für Theoretische Soziologie 2020-11 (2), p.238-259 |
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Hauptverfasser: | , |
Format: | Artikel |
Sprache: | ger |
Schlagworte: | |
Online-Zugang: | Volltext |
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Zusammenfassung: | Egal, ob es um die gestörte Beziehung des Menschen zu seinem Mikrobiom, die Auflösung von vitalen Banden in Ökosystemen oder die Beeinträchtigung des planetarischen Stoffwechsels geht – die Gegenwart ist heute durch eine Krise symbiotischer Beziehungen gekennzeichnet, die sowohl sozial induziert als auch für die Gesellschaft folgenschwer ist. Der vorliegende Aufsatz hat das Ziel, die Soziologie konzeptuell auf diese Problemlage einzustellen. Entwickelt wird eine Theorie symbiotischer Kollektive, die zwei Stränge verbindet: Zum einen erarbeiten wir einen allgemeinen Begriff des Sozialen, der symbiotische Beziehungen zu erfassen vermag. Diese werden im Anschluss an Robert E. Park, Gabriel Tarde und Alfred N. Whitehead als »mehr-als-menschliche« Assoziationsform in räumlicher wie zeitlicher Hinsicht spezifiziert. Zum anderen gilt es, die Historizität der gegenwärtigen Problematisierung des Symbiotischen zu berücksichtigen. Im Anschluss an John Dewey legen wir dar, wie symbiotische Zusammenhänge in der gesellschaftlichen Reflexion sichtbar und bearbeitbar gemacht werden. Erst das erlaubt es, ein historisch situiertes Verständnis dessen zu entwickeln, was wir als Symbiosozialität bezeichnen: eine neue Form der Sozialität, in der das Symbiotische das Soziale informiert und das Soziale Symbiosen modifiziert. Damit plädieren wir für ein Theorieverständnis, das in der Begriffsarbeit die historische Konstitution soziologischer Gegenstandsbereiche mitreflektiert und so in der Lage ist, das Soziale als offenes Prozessgeschehen zu verstehen.
The disrupted ties between the human and her microbiome, the dissolution of vital connections in ecosystems, or the disturbances of planetary metabolisms – our present is deeply marked by a crisis of symbiotic relationships, which has both social causes and a deep impact on society. This article seeks to attune sociology to this densly populated problem space. It develops a theory of symbiotic collectives by intertwining two lines of thought: First, we circumscribe a general notion of the social that includes symbiotic linkages. We draw on Robert E. Park, Gabriel Tarde and Alfred N. Whitehead to specify symbioses as a »more-than-human« form of association with particular spatial and temporal properties. Secondly, we seek to take into account the historical signature of life†™s current problematization in terms of the crisis of symbiotic relations. Following John Dewey, we show how symbiosis is currently made public and how it becom |
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ISSN: | 2195-0695 2195-0695 |
DOI: | 10.3262/ZTS2002238 |