Disziplin gegen Barbarei. Der westeuropäische Diskurs über die russländischen Militärsiedlungen (1810-1866)

Die Militärsiedlungen in den westlichen Regionen Russlands waren Teil des verspäteten russischen Modernisierungsprozesses. Dieses Experiment sollte den Staatsetat von den enormen Militärausgaben entlasten, indem ein neuer Typ des Siedlers geschaffen wurde: der Soldaten-Bauer. Angesichts des Zeitpunk...

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Veröffentlicht in:Militärgeschichtliche Zeitschrift 2010-06, Vol.69 (1), p.17-35
1. Verfasser: Boden, Ragna
Format: Artikel
Sprache:eng
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die Militärsiedlungen in den westlichen Regionen Russlands waren Teil des verspäteten russischen Modernisierungsprozesses. Dieses Experiment sollte den Staatsetat von den enormen Militärausgaben entlasten, indem ein neuer Typ des Siedlers geschaffen wurde: der Soldaten-Bauer. Angesichts des Zeitpunkts und der Dimensionen des Projekts mit bis zu 700.000 Siedlern war es kein Wunder, dass es in der europäischen Öffentlichkeit auf großes Interesse stieß. Es ist interessant zu sehen, wie Informationen über diese geschlossenen Gesellschaften in die Öffentlichkeit drangen und wie ausländische Beobachter sie beurteilten. Die Reaktionen waren vielfältig und auch gegensätzlich: während manche enthusiastisch darüber urteilten, prognostizierten andere, dass das Projekt nicht von langer Dauer sein würde, und eine dritte Fraktion erwartete ernste Konsequenzen für Russland selbst – in Form einer Revolution – oder für ganz Europa, für das das gigantische russische Militärpotential eine unberechenbare Gefahr darstellte. Der Diskurs über die Militärsiedlungen spiegelte daher beispielhaft die europäische Sicht auf Russland als eine neue Großmacht und enthielt auch Fragen zum Kulturtransfer. The military settlements in Russia′s Western regions were part of its delayed modernisation process. This experiment was designed to relieve the state budget of the enormous military expenses by the means of creating a new type of settler, the soldier-farmer. Considering the timing as well as the dimensions of this project with up to 700.000 settlers, it is no wonder it was of great interest to the European public. It is interesting to note how information about these closed societies leaked out to the public and how foreign observers judged them. The reactions were diverse and even controversial: While some were enthusiastic, others prognosticated the project would not last long, and a third party expected serious consequences either for Russia itself in form of a revolution or even for Europe as a whole for which the gigantic military potential represented an inestimable menace. The discourse on the military colonies thus mirrored in an exemplary manner the European view of Russia as a new great power, including questions of cultural transfer.
ISSN:2193-2336
2196-6850
DOI:10.1524/mgzs.2010.0002