Gleichgewicht vor Westbindung. Die Regierung Schmidt und die „Neutronenbombe“ (1977/78) – eine Neubewertung

Das Geschichtsbild zur Kontroverse um die „Neutronenbombe“ 1977/78 ist geprägt von einer Standarderzählung: Diversen Schwierigkeiten und großer Umstrittenheit zum Trotz habe die Bundesrepublik Deutschland die Stationierung dieser Nuklearwaffe in ihrem Gebiet letztlich befürwortet, während die Entsch...

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Historische Zeitschrift 2020-02, Vol.310 (1), p.52-89
1. Verfasser: Lutsch, Andreas
Format: Artikel
Sprache:eng ; ger
Online-Zugang:Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Das Geschichtsbild zur Kontroverse um die „Neutronenbombe“ 1977/78 ist geprägt von einer Standarderzählung: Diversen Schwierigkeiten und großer Umstrittenheit zum Trotz habe die Bundesrepublik Deutschland die Stationierung dieser Nuklearwaffe in ihrem Gebiet letztlich befürwortet, während die Entscheidung von US-Präsident Jimmy Carter von Anfang April 1978, die Waffe einstweilen nicht lagerungsbereit produzieren zu lassen, rätselhaft bleibt. Dieser Artikel bietet eine archivalisch abgestützte Neubewertung, die eine auch hinsichtlich ihres Ausgangs vermeintlich wohlverstandene Krise der NATO und der deutsch-amerikanischen Beziehungen von großer zeithistorischer Bedeutung einer robusteren historischen Bewertung zuführt. Diese Neubewertung lässt sich in einer zentralen These verdichten: Die Regierung Schmidt wirkte mit Erfolg darauf hin, die von ihr nicht offen abgelehnte Lagerung dieser Nuklearmunition für Gefechtsfeldartillerie in der Bundesrepublik aufschieben zu können und landgestützte nukleare Mittelstreckenwaffen in der NATO evolutionär zu modernisieren. Wo die bundesdeutschen Prioritäten für die TNF-Modernisierung lagen, wurde in der Affäre um die „Neutronenbombe“ 1977/78 sehr deutlich – wenn auch nicht in der Öffentlichkeit.
ISSN:0018-2613
2196-680X
DOI:10.1515/hzhz-2020-0003