Genetik zeigt neue Ansätze für die medikamentöse Adipositastherapie: β-MSH, ein Hormon mit zentraler Rolle bei der neuroendokrinen Gewichtskontrolle des Menschen
Zusammenfassung Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet Adipositas als das größte chronische Gesundheitsproblem weltweit. Um das Problem in den Griff zu bekommen, reichen bisherige Behandlungsmethoden nicht aus. Herkömmliche Ernährungs- und Bewegungstherapien weisen hohe Abbruchraten auf. D...
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Veröffentlicht in: | Aktuelle Ernährungsmedizin 2008-08, Vol.33 (4), p.201-207 |
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Format: | Artikel |
Sprache: | ger |
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Online-Zugang: | Volltext |
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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet Adipositas als das größte chronische Gesundheitsproblem weltweit. Um das Problem in den Griff zu bekommen, reichen bisherige Behandlungsmethoden nicht aus. Herkömmliche Ernährungs- und Bewegungstherapien weisen hohe Abbruchraten auf. Daher ist eine zusätzliche medikamentöse Behandlung oftmals notwendig. Allerdings geht diese mit sehr hohen Nebenwirkungen einher. Auch hohe Erwartungen, die in den neuen Wirkstoff Rimonabant – ein Cannabinoid-Rezeptorblocker – gesetzt wurden, sind eher enttäuscht worden. Neue Ansätze in der pharmakologischen Adipositastherapie sind dringend notwendig. Vielversprechend ist das wachsende Verständnis komplexer Regelkreise, welche die Energiehomöostase des Organismus steuern. Um die Nebenwirkungen einer medikamentösen Adipositasbehandlung gering zu halten, wird nach Substanzen gesucht, die möglichst gezielt in diese Energiehomöostase eingreifen. Zum Verständnis der neuroendokrinen Gewichtskontrolle trägt die Entdeckung von monogenen Gendefekten wesentlich bei. Die Bedeutung der neuroendokrinen Regelkreise hinsichtlich der Energiehomöostase wird bei Patienten mit monogenen Defekten in am Regelkreis beteiligten Genen deutlich. Für das Leptin-Gen, das Leptinrezeptor-Gen, das Proopiomelanokortin(POMC)-Gen und das Melanokortin-4-Rezeptor-Gen (MC4-R) sind Fallbeispiele in der Literatur beschrieben. Aufgrund der starken Störung in der Energiehomöostase entwickeln fast alle Betroffenen im frühen Lebensalter bereits eine ausgeprägte Adipositas. Alle aufgeführten Gene codieren Proteine, die Komponenten im neuroendokrinen Regelkreis zur Regulierung des Körpergewichts darstellen und werden somit zu direkten Zielen für die pharmakologische Therapieentwicklung. Neue Ergebnisse zeigen, dass das vom POMC-Gen codierte β-Melanokortin stimulierende Hormon (β- MSH) eine bedeutende Rolle bei der neuroendokrinen Energiehomöostase des Menschen spielt. Das Hormon stellt den Hauptliganden des MC4-R beim Menschen dar. Hieraus ergibt sich möglicherweise ein neuer Ansatz für die medikamentöse Adipositasbehandlung durch eine β-MSH Agonistentherapie. |
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ISSN: | 0341-0501 1438-9916 |
DOI: | 10.1055/s-2008-1067455 |