Geburtshilfe bei schwerer fetaler Wachstumsretardierung

Zusammenfassung Am Beispiel des Geburtengutes der Universitäts-Frauenklinik Köln der Jahrgänge 1970 bis 1982 wird über die Auswirkungen der Diagnostik bei schwerer fetaler Wachstumsretardierung (≤3. Gewichtsperzentile) auf die Geburtsleitung, die Neugeborenen und die Entwicklung der Kinder berichtet...

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Geburtshilfe und Frauenheilkunde 1983-06, Vol.43 (S 1), p.93-98
Hauptverfasser: Bolte, A., Schlensker, K.-H., Breuker, K. H., Wolff, F.
Format: Artikel
Sprache:ger
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Beschreibung
Zusammenfassung:Zusammenfassung Am Beispiel des Geburtengutes der Universitäts-Frauenklinik Köln der Jahrgänge 1970 bis 1982 wird über die Auswirkungen der Diagnostik bei schwerer fetaler Wachstumsretardierung (≤3. Gewichtsperzentile) auf die Geburtsleitung, die Neugeborenen und die Entwicklung der Kinder berichtet. Um die Entscheidungshilfen durch die sonografische Diagnostik der fetalen Mangelentwicklung zu ermitteln, werden die Jahrgänge 1971 bis 1975 und 1976 bis 1982 gegenübergestellt, wobei im Kollektiv 1976 bis 1982 die Ultraschallvorhersagen für die geburtshilfliche Entscheidung maßgeblich waren. Bei etwa gleich großem Geburtengut war die Häufigkeit mit 1,58% und 1,66% schwer entwicklungsretardierter Neugeborener in beiden Zeitabschnitten vergleichbar. Die Rate der Totgeborenen mit mehr als 1000 g Geburtsgewicht nahm als Folge der pränatalen Diagnostik ab. Bei unverändert hoher Häufigkeit nicht lebensfähiger Mißbildungen nahm die perinatale Mortalität als Folge der 1976 bis 1982 häufiger lebend geborenen (24,4%), aber in der Postnatalperiode bis auf 7,3% verstorbenen Kinder mit Geburtsgewichten zwischen 500 und 1000 g scheinbar zu. Wurden aber die 1970 bis 1975 fast ausschließlich totgeborenen Feten dieser Gewichtsklasse mitberücksichtigt, waren die geburtshilflichen Resultate im zweiten Zeitabschnitt doch wesentlich optimiert. Die verbesserte Überlebensrate schwer dystropher Kinder war mitbedingt durch die wesentlich häufigere Anwendung der abdominalen Schnittentbindung (45%). Gleichzeitig wurde eine Verminderung der Asphyxierate von 59% auf 23% bei unreifen und von 16% auf 9% bei reifen dystrophen Neugeborenen beobachtet. Die neonatalen Komplikationen schwer dystropher Neugeborener nahmen mit dem unvermeidlichen Anstieg der zusätzlichen Frühgeburtlichkeit zu, ihre Mortalität und Morbidität waren weitgehend abhängig von der Qualität der Intensivbetreuung. Während der Wachstumsrückstand meist im Säuglings- und frühen Kindesalter kompensiert wurde, waren visomotorische Störungen, neurologische Auffälligkeiten, pathologische Hirnstrombilder und minimale zerebrale Dysfunktionen gegenüber reif-eutrophen Neugeborenen häufiger und bisher auch unvermeidbar. Offen blieb die Frage, wie weit der Entbindungstermin unter Inkaufnahme einer hohen Sektiorate vorverlegt werden sollte, da die Prognose des schwer dystrophen Neugeborenen mit weniger als 800 g Geburtsgewicht von zukünftigen fundierten Aussagen über Überlebensrate und Entwicklung dieser Kinder abhängig zu machen ist.
ISSN:0016-5751
1438-8804
DOI:10.1055/s-2008-1036603